altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Eugen Jacoby

Sohn des Kaufmanns

Sterbedatum:
06.04.1880
Konfession:
jüdisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Jüdischer Friedhof
GPS:
11.137583 - 52.855243

Beschreibung
Zustand
:
Die sehr kleine quadratische Sandsteinplatte ist nahezu vollständig erhalten.

Gestaltung:
Die Platte besitzt eine gekerbte Umrandungslinie und trägt eine vertiefte Inschrift.

Inschrift:
Hier ruhet unser
liebes Söhnchen
Eugen
Jacoby
,
geb. d. 25. März 1880,
gest. d. 6. April 1880.

Anmerkung:
Nach dem Sterberegister des Standesamtes Salzwedel (Jahrgang 1880, Nr. 69) zeigt der Kaufmann Bruno Jacoby, wohnhaft zu Salzwedel, Burgstr. 53, an, dass Eugen Jacoby, geb. am 25. März 1880, 12 Tage alt, wohnhaft zu Salzwedel in der Wohnung des Anzeigenden, geb. zu Salzwedel, Sohn des Anzeigenden und seiner Ehefrau Rosalie geb. Löwenthal, zu Salzwedel am 6. April 1880 morgens um 1.15 Uhr verstorben ist. (Bemerkungen: Der teils unlesbare Grabstein für Eugen Jacoby ist auf dem Jüdischen Friedhof Salzwedel erhalten [Liste Block Nr. 45].) Herrn Steffen Langusch, Stadtarchivar in Salzwedel, sei für diese Mitteilung herzlich gedankt.
Ein Bruder des verstorbenen Knaben war Kurt Jacobi. Vgl. dazu https://www.korntal-muenchen.de: „Stolperstein | Kurt Jacobi * 28. Oktober 1882 in Salzwedel – † 6. Mai 1944 in Korntal Ludwigsburger Straße 33 70825 Korntal-Münchingen Stadtteil: Korntal
Kurt Jacobi wurde 1882 in Salzwedel als eines von sechs Kindern von Bruno und Rosalie Jacoby (noch mit Y) geboren. Sein der jüdischen Religion angehörender Vater gründete 1891 in Stuttgart die Berufsfeuerwehr. Nach ihm ist der Bruno-Jacoby-Weg in Degerloch benannt.
Schon 1894 ließ Bruno Jacobi sich und seine Kinder evangelisch taufen. Der Sohn Kurt wurde Ingenieur und war Militärbeamter auf dem Heuberg, auch während des Ersten Weltkriegs. Er heiratete 1911 die aus einer christlichen Stuttgarter Familie stammende Elisabeth Schütt. 1912 und 1918 wurden die beiden Söhne Gerhard und Helmut geboren. In der Weimarer Zeit war Kurt Jacobi bei den Vermögensämtern in Rastatt, Landau und Koblenz tätig. Um dem älteren Sohn ein Universitätsstudium zu ermöglichen, zog die Familie 1931 nach Königsberg, das sie aber wegen der dort herrschenden stark antisemitischen Stimmung schon bald wieder verließ. Vermutlich dort erfuhren die beiden Söhne erstmals, dass sie jüdische Vorfahren hatten.
Dann begann der berufliche und wirtschaftliche Abstieg Kurt Jacobis. Zum 1. Januar 1936 wurde er als Beamter mit gekürzten Bezügen in den Ruhestand versetzt. Im Laufe des Jahres 1936 zog die Familie nach Korntal und baute dort trotz der eingeschränkten finanziellen Situation ein kleines Haus in der Ludwigsburger Straße 33. Sie besuchten auch die Gottesdienste der Brüdergemeinde. In den folgenden Jahren war die Familie weitgehend ohne Einkommen, sieht man von der geringen Pension ab. Große Sorgen machten den Eltern das Studium des älteren Sohnes Gerhard und die Schulausbildung des jüngeren Sohnes Helmut. Dieser konnte 1937 das Abitur ablegen und schloss eine Ausbildung zum Handelsgehilfen ab. Anfang 1940 wurde er zum Militär einberufen. Im März 1941 starb er in Cottbus an einer Verwundung durch eine Granate.
Sein älterer Bruder Gerhard kämpfte während dieser Zeit um seine berufliche Anerkennung als Arzt. Als er am 9. Januar 1943 an einer zu spät und unzureichend behandelten Tuberkulose starb, geriet das Ehepaar Jacobi in weitere Nöte. Sie lebten nicht mehr in einer „privilegierten Mischehe“, also mit Kindern, sondern in einer „gewöhnlichen“. Das bedeutete u.a., dass Kurt Jacobi von nun an sich selbst und sein Haus mit dem Judenstern kennzeichnen musste. Aus den Erinnerungen von Elisabeth Jacobi wissen wir dazu Folgendes: Bürgermeister Dollmann „ordnete im Einvernehmen mit Herrn Ortsgruppenleiter Hildenbrandt an, dass mein Mann in der Gemarkung Korntal den Stern nicht zu tragen brauche. Wir haben hier in der Gemeinde einen gewissen Schutz genossen und es wurde von der Gemeinde aus nichts gegen uns unternommen.“
Ab September 1943 wurde Kurt Jacobi zwangsweise in Stuttgart-Nord beim Straßenbau eingesetzt. Diese harte Arbeit überforderte den 62-Jährigen körperlich, sodass er Ende April 1944 an der Arbeitsstelle zusammenbrach. An den Folgen dieses Zusammenbruchs starb Kurt Jacobi am 6. Mai 1944 in Korntal und wurde dort auch beigesetzt. Seine Witwe lebte noch bis 1973 im Haus Ludwigsburger Straße 33.“
Siehe auch https:// LEO-BW.de Jacoby Bruno Detailseite:
„Geburtsdatum/-ost: 29.05.1853; Magdeburg, Sterbedatum/-ort: 28.10.1918; Stuttgart, Beruf/Funktion: Branddirektor
Kurzbiografie:
1859 Schule und kaufmännische Lehre in Magdeburg
1871–1874 Militärdienst: Altmärkisches Ulanen-Reg. Nr. 16, Eskadron 1 oder 2 in Salzwedel
ab 1874 Kaufmann in der Textilbranche in Salzwedel in der Altmark
1878 Familiengründung, Wohnort Salzwedel
ab 1880 aktiv in der Feuerwehr
1886 Umzug nach Stendal, Kaufmann, Mitglied der Stadtfeuerwehr, Direktor einer Feuer- und Kreditbank
1887–1891 Brandmeister der Stadtfeuerwehr Stendal, Ehrendolch und Ehrenmitgliedschaft zum Abschied
1888 Ausbildungskurs bei der Berufsfeuerwehr Magdeburg
1891 Brandmeister in Stuttgart, erster Leiter der Berufsfeuerwehr
8.2.1895 Aufnahme in den Württ. Staatsverband
4.6.1895 Übertritt zur ev. Landeskirche Württ.
1897 Ernennung zum Branddirektor
1902–1903 2 Semester Hochbau, Maschinenkunde und Elektrizität an der TH Stuttgart
1905 Jubiläum 25 Jahre Feuerwehrdienst seit 1880
1906 Tochter Elsa heiratet Brandmeister vom Hofe
1911 Jubiläum 20 Jahre Stuttgarter Berufsfeuerwehr
1915 Beinamputation, im Dienst unterstützt von seinem Nachfolger Hans Müller
1918 Trauerfeier und Beisetzung auf dem Stuttgarter Pragfriedhof
…“

Lage:
Der Grabstein liegt im südöstlichen Viertel des Jüdischen Friedhofs an der Lüneburger Straße.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2024