altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Theodor Westphal

Sohn des Bürgermeisters?

Sterbedatum:
00.00.1591
Konfession:
evangelisch
Ort:
Gardelegen
Standort:
Stendaler Str. 25a
GPS:
11.402280 - 52.529240

Beschreibung
Zustand
:
Von der aus Sandstein gefertigten Grabplatte sind nur die obere Hälfte und ein Fragment aus der unteren Hälfte vorhanden. Das untere Teilstück ist abgetreten.

Dekor:
Die Platte trägt eine vertiefte Inschrift, die ein Chronogramm enthält. Das Textfeld wird durch eine Kartusche, die ein Herz vor einem gekreuzten Paar Pfeile zeigt, in zwei Abschnitte unterteilt. Neben der Kartusche sind zu beiden Seiten die Initialen „ P W“ angeordnet.

Inschrift:
DENSO VVESTPHALVS NASCOR
THEODORVLVS ORBI
SEXTILI NONAS CONEI
CIENTE FACES.
OCCIDO BIS DECIES FEBRVO ORTO
HÆC VITA BIENNIS
VIX ERAT IN COELO VITA
NERENNIS ERIT.

… CIGNETO WEST
… DIDIT VRNAM

Anmerkung:
Dieser und weitere Grabsteine standen ursprünglich an der Marienkirche. Nachdem die Steinplatten dem Vandalismus zum Opfer gefallen waren, sollten die Bruchstücke nach Willen der Kirche entsorgt werden. Dass die Grabmal-Fragmente noch existieren, ist den Eltern von Herrn Kirchhof, die in der Kirchenverwaltung bzw. im Gemeindekirchenrat tätig waren, zu verdanken. Sie retteten die verbliebenen Fragmente in den 1980er Jahren vor der Müllkippe und nahmen sie auf ihrem Grundstück in Obhut. Herrn Thomas Kirchhoff sei an dieser Stelle für die Informationen und die Fotoerlaubnis auf seinem Grundstück gedankt. Der Dank gilt gleichermaßen Herrn Jürgen Bajerski aus Laatzke für den Hinweis auf diesen Plattenfundus.
Die Initialen neben der Kartusche („P W“) deuten sicherlich auf den Vater des verstorbenen Knaben hin. Höchstwahrscheinlich wird hier der Bürgermeister Paschasius Westphal angesprochen. Dieser starb vor 1643. Auf seiner in der Marienkirche befindlichen Grabplatte, auf der sein Sterbedatum nicht ergänzt wurde, ist dieselbe Wappenkartusche zu sehen. Westphal war mit Anna Munthe verheiratet.
Das in der Inschrift enthaltene Chronogramm ergibt mit einer Summe von 3181 keinen Sinn für eine Jahreszahl. Die Summe der römischen Zahlzeichen des ersten Satzes der Inschrift (Zeile 1 bis 4), der die Geburt thematisiert (nascor = ich werde geboren), weist auf das Jahr 1590 hin. Die Summe der im zweiten Satz (Zeile 5 bis 8) untergebrachten Zahlsymbole stellt die Jahreszahl 1591 dar. In diesem Satz wird auf den Tod (occido = ich sterbe) und den Umstand, dass der Knabe nicht ganz zwei Jahre alt wurde (vita biennis vix erat = war kaum ein zweijähriges Leben), Bezug genommen. Folglich handelt es sich um zwei Chronogramme, die das Geburts- und Sterbejahr des Knaben, kenntlich machen. Aus der Altersangabe folgt, dass die Geburt am Anfang des Jahres 1590 und der Tod Ende 1591 zeitlich einzuordnen sind.

Lage:
Die Fragmente wurden auf dem Grundstück in der Stendaler Str. in einer Hofmauer eingelassen bzw. als Bodenplatte verwendet.

Text:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2024

Foto:
Jürgen Bajerski, Laatzke 2021 (oberes Fragment)
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2024 (unteres Fragment)