altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johann Friedrich Litzmann

Obergerichtsrat

Sterbedatum:
18.04.1779
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Dom St. Nikolai
GPS:
11.859920 - 52.600500

Beschreibung
Inschrift
Südseite:

D. O. M. S.
En Lector statuam
hancce, monumentum,
cui superstructa est indi =
gitantem sepulcrale, quod
sibi haeredibusque compara =
runt, annoque MDCCLXV condendum
curarunt Vir Excellentissimus Ictissimus
Dominus JOANNES FRIDERICUS LITZMANN
Augustissimi Borussorum Regis
ab aulae ut et dicasterii Veteris Marchiae
supremi consiliis, qui patrem nactus Jo =
annem Fridericum Litzmann
, Reverendis =
simi Havelbergensis Capituli Syndicum.
natusque d. XX. Apr: MDCCI. postquam in Deum
pius Principi devotus, in exequendis partibus
fidelissimus, diligentissimus, annos 77
menses 11. die 28. in hac terrestri vita commo =
ratus d. 18. anni 1779 ad coelestia transit, et
quae thalami ipsius olim, nunc et tumuli socia est.
matronarum spectatissima, LUDOVICA BERNDISIA,
Stephani Berndisii
, aulae Regiae rerumq. fines
provinciales concernentium Consiliarii, filia,
quae, die XXX. Nov: anni MDCXCV. in hanc lucem
edita, mariti observantissima, amantissima
prolis, reverentissima Die, totidem nominibus com =
mendatissima, vitam, quam annos 78 menses
die 23 vixit, die 4 Janua. anni 1774 cum morte seu
felicissima potius propter Jesum immortalite commu =
tavit, cujus quidem, licet animi tantum conjugum horum
sui desideratissimorum jamiam ad eandem evecti, et
quae hic teguntur fragilatis reliquias gloriosissimus
ille Servator, ad judicium rediturus ultimunm, reddet
participes. Tu vero, Lector, immortalitatem
hancce, mortalitatis numquam non memor, Jobrie
cogita. Sed et de progenie modo dictorum conjugum,
quae lateri hujus columna in Septentrionem vergenti
insculpta sunt, habeto.

Ostseite:
Triga fuit liberorum
smabilis ex conjugio hoc
susceptorum: sed fuit, eheu
dum universam hanc prolem,
parentibus adhuc superstitibus
mors inopinata abstulit. Filia
unica CATHAR. SOPH: quae ut
flos lectissimus d. XIX Nov. MDCCXXXI
efflorescere quasi coeperat, subsequente
jamiam anno die IV. ejusdem menses
defloruit, ut in coelo reflorescat.
cujus corpus, quod in adyto hujus templi
pone altare humo mandatum, ut ut
monumentum lapideum ad parietem
ibidem exstructum, fusius significat,
fortunatissimam illam restaurati =
onem exspectat. Filiorum natu minor,
Dominus JOANNES LUDOVICUS vitae cursum,
d. XIII. Dec: anni MDCCXXVIII. inceptum d. 1. Jul:
MDCCLV. quae summi vitae mortisque arbitri
voluntas fuit, Berolini emensus est, ubi quidem
aulae Cameraeque judicialis Regiae Consili =
arii munere defungebatur, ossaque ipsius,
funere ibidem illi facto, in conclavi templi,
ut dicitur, Hierosolymitani camerato reposita
sunt. At et, qui superat, unus,
Dominus STEPHANUS FRIDERICUS GUSTAVUS. d. VIII. Maii. MDCCXXVII natus, Borusorum Regi in bellicis
Domanialibus que rebus a consiliis, haereditarius in Roennebeck,
dura morte, sed in Christo placida, d XI Januarii anni
MDCCLXIII. subductus est corpusque ipsius ex a =
nime in cella templi modo dicti pagi Roennebeck
convexa reconditur. O quanta terenarum rerum
omnium in constantia atque levitus!
Beatum illum, qui firmiore fide speque immota
in Jesu Christi meritis vivens moriensque nititur!
I licet.

Anmerkung:
Eine (heute noch aktuelle) Beschreibung des Denkmals aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg ist abgedruckt in: „Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal Textteil“, Mitteldeutscher Verlag, 2020, S. 146f: „68. Grabmal der Familie Litzmann. 1765 aufgestellt, Akten: vormals Berlin, Staatsarchiv, Acta Stendal 1 (b). Nr. 78 und 81. Demnach hatte der Obergerichtsrat Litzmann 1762 ein Erbbegräbnis im Dom gekauft, 1778 hatte er sein Testament zur Erhaltung des Grabmales verfaßt, sein Name sollte nach seinem Tode eingetragen werden. - (...) h 3,55 m. br 2 m. t 1,95 m. Sandstein mit Reliefschmuck und Bemalung. Frei stehender Aufbau auf flachem Podest in Form einer vierseitigen Pyramide mit sarkophagähnlichem Sockel. Bekrönung Urne mit Tuchgehängen, der eine Flamme entsteigt. Sockel reich gegliedert durch verjüngte Pilaster und geschmückt mit Tuchgehängen und großen Mittelkartuschen, über denen je ein Totenkopf angebracht ist. An der Vorderseite in der Kartusche zwei Wappen, an den übrigen Seiten die Initialen der Toten. Von den Schriftfeldern der Pyramide sind nur das südliche und östliche ausgefüllt. Inschriften in erhabener, barocker Kursive: (...). – Wappen: l. Zweigstück mit Birnen (Berndis), r. geteilt, unten geschacht, oben Stern. Helmzier Hund (Litzmann). (...). Das Monument stand früher wahrscheinlich an anderer Stelle, da die Platten beim Umbau nicht genau passend zusammengesetzt worden sind. Platte der Westseite mit Bruchstellen. Ornament leicht beschädigt. Farben verschmutzt. Sockel bläulich marmoriert. Wappen und Totenkopf der Vorderseite golden. Gehänge schwarz. Kartuschen und die übrigen Totenköpfe weiß. Schriftfelder schwarz mit weißen Lettern. Aufsatz bläulich, Gehänge schwarz, Flamme golden.“

In den Sterberegistern des Domes sind die Einträge zum Ableben der Eheleute Litzmann/Berndis sowie der Tochter Catharina Sophia zu finden.

- 1779: „Herr Johann Friedrich Litzmann, Königl. Preußl. Altmärckl. Ober-Gerichts-Rath allhier, welcher d. 18ten April Morgens um 6. Uhr an der Colica gestorben, ist d. 21sten eiusd. in der Kirche gegen Abend in sein Erb-Begräbniß bey gesetzt worden, seines Alters 78. Jahr weniger 2. Tage.“ Der am Rand befindliche Vermerk „Alle Glocken Doppelt 11 rl. 12 gl.“ bezieht sich auf die an die Kirche für das Läuten der Glocken gezahlte Gebühr. Die Abkürzungen stehen für Reichstaler (rl) und Groschen (gl).

- 1774: „Frau Lowisa Berndissen, HErrn Johann Friedrich Litzmanns Königl. Preußl. Altmärckl. Ober-Gerichts-Rath allhier Ehegenoßen welche d 4ten Jan. Nachmittags um 1. Uhr Schwachheit u. Altershalben gestorben, ist d. 7ten eiusd. in der Kirche gegen Abend in dem Litzmannschen Erb=Begräbniß beygesetzt worden. ihres Alters 78. Jahr 3. Wochen und 3. Tage. An die Kirche ist für das Geläute doppelt bezahlet worden, weil am selbigen Tage von 11. bis 12. Uhr geläutet wurde und bey der Beerdigung nochmals. Alle Glocken Doppelt 7: Rthlr.16. gl.“ Nach dem Kirchenbuch von Osterburg wurde Louysa Berndis am 1. Dezember 1695 als Tochter des Rates Berndis und dessen Ehefrau Anna Catharina Beuchel getauft.

- 1731 am 6. November haben diese Eheleute ihre am 4. November verstorbene Tochter Catharina Sophia „des Abends im Chor begraben laßen, für die Grabstätte hat die Kirche bekom̅en 6. thlr. und für die glocken 1. thlr: 22 gl.“. Dieser Tochter wurde bereits nach ihrem Ableben ein separater Grabstein, der am westlichen Ende der Nordwand des nördlichen Querhauses steht, gewidmet.

- 1726 am 25. April haben Johann Friedrich Litzmann und Ludovica Berndis nach dreimaliger Proklamation ihre Ehe in Osterburg geschlossen. Im Trauregister des Domes steht dazu zu lesen: „Anno 1726 1. Dom: judica, 2. Dom: Palmarii, 3. Feria 2 ... paschator: Herr Johann-Friderich Litzmann, Königl. Preußl. Hoff = und Altmärckischer Ober-Gerichts-Rath, Seel. Herrn Johann-Frid. Litzmanns, Königl. Preußl. Quartal-Gerichts-Advocati und der Bischöffl. Stiffts-Kirche zu Havelberg wolbestalten Syndici, hinterl. Eheleibl. Sohn, und Jgfr. Louysa Berendiss, Herrn Stephani Berendiesen Königl. Preußl. Hoff„ und Grentz-Raths, wie auch der Altmärckl. und Prignitzischen Stätten Cassen Directoris, Eheleibl. jüngste Jungfer Tochter, copul. d. 25 Apr. in Osterbl.“ Im Kirchenbuch von Osterburg befindet sich dazu ein sinngleicher Eintrag.

- Das Ableben des Sohnes Johann Ludwig Litzmann am 1. Juli 1755 wurde nicht in den Domkirchenbüchern verzeichnet, da dieser lt. Inschrift des Grabmals in Berlin verstorben und auch dort begraben ist.

Mit dem 1763 verstorbenen Sohn Stephan Friedrich Gustav Litzmann verhält es sich ähnlich. Dieser war u. a. Gutsherr auf Rönnebeck. Im dortigen Kirchenbuch wurde dessen Ableben dokumentiert.

- 1763: „d 11 Januarii des Abends 3/4 auf 5 Uhr starb der Wohlgeborne und Hochgelahrte Herr, Herr Stephan Friedrich Gustav Litzmann, Königlr Preussischer Krieges und Domainen = Rath, wie auch Erb = HErr auf Rönnebeck, Gerichts = HErr und Compatronus daselbst, seines Alters 35 Jahr und 7 Monathe, und ward d. 16 ten eiusdem beerdiget.“

Seine Witwe Dorothea Catharina Elisabeth von Byern († Rönnebeck 6. März 1764) verheiratete sich in Rönnebeck am 14. Februar 1764 in zweiter Ehe mit Georg Friedrich von Kalben (* Schäplitz 2. Oktober 1711 † Rönnebeck 2. April 1777, Gedenktafel in der Kirche), „Sr. Majestät in Preussen Obrist = Wachtmeister, ErbHErr auf Schaeplitz und Schmohr“. Dieser ging nach dem frühen Tod seiner Frau am 21. November 1764 in Vielbaum eine weitere Ehe mit Eleonora Friederica Gottliebe von Voss († Rönnebeck 7. November 1817, Grabstein auf dem Kirchhof in Rönnebeck und Gedenktafel in der Kirche).

Lage:
Das Grabmal steht im nördlichen Seitenschiff in der 6. (westlichsten) Seitenkapelle von Osten.

Foto und Text :
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019/2023