altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Joachim Bertram

Rektor

Sterbedatum:
14.06.1739
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860650 - 52.605680

Beschreibung:
Zustand:
Der untere Plattenrand der aus Sandstein gefertigte Grabplatte fehlt.

Dekor:
Der Grabstein besitzt ein erhabenes, nach oben und unten bogenförmig abschließendes Textfeld mit vertiefter Inschrift. In den Ober-Ecken befinden sich Engelsköpfe vor Flügelpaaren. In den Unter-Ecken stehen links eine Sanduhr und rechts ein Totenschädel vor einem Knochen.

Inschrift:
Unter diesem Steine
Ruhet der Weyland Hochwohledle
Herr • Joachim • Johann Bertram
Er war • 1688 • den • 8 • November in Werbe̅
gebohren Im Jahr • 1713 • den • 24 • Novemb
erhielte er den Beruf zum Cantorat und
Conrectorat, In Seiner benante̅ Vaterstadt
Und • 1719 • den • 12 • Decemb wurde er ebe̅
daselbst Rector. Er verheirathete sich
1722 • den • 15 • Septemb mit der damaligen
Jfr • Anna Catharina Kunkeln
Hier in Stendahl und hat mit derselbe̅
8 Kinder gezeuget davon annoch
4 am Leben sind,
Es war des heiligen Gottes wille
daß er • 1739 den • 14 • Juny des Abens
zwischen 11 • und • 12 • uhr seinen Geist
an einen Hitzigen Fieber auf gebe̅ müste
Da er sein Alter auf 50 Jahr • 7 • Monat
Und • 6 • Tage gebracht hatte,
Die Seele Ruhet in Gottes Hand der
sie gegeben, und der Leib Ruhet
In der erde davon er
genommen ist,

Anmerkung:
Nach dem Kirchenbuch von Werben ging der Rektor der dortigen Schule erst am 17. September 1722 die Ehe mit der Tochter des Brauers und Kirchenvorstehers der Stendaler Marienkirche Jacob Kunkel ein. Als Vater des Bräutigams wurde der Bürger, Brauer und Kirchenvorsteher Conradus Bertram angegeben. Das auf der Grabplatte angebene Geburtsdatum korrespondiert ebenfalls nicht mit dem Kirchenbuch. Am 10. Juni 1689 ließ der Bürgermeister Cunradt Bertram (verheiratet seit dem 1. Dezember 1674 mit Marie Bertram, Witwe des Joachim Lüdecke in Werben) seinen Sohn Johann Joachim taufen. Ob der Bürgermeister Cunradt Bertram mit dem Brauer Conradus Betram identisch ist, bedarf noch einer Klärung.
Im Sterberegister der Stendaler Marienkirche wurde 1739 festgehalten: „Hl. Joachim Johann Bertram 24 jähriger Rector der Stadt Werben, starb auch alhier d. 14. Jun. früh um 1 Uhr, nachdem er 8 Tage vorher war hergekom̅en seine Freunde zu besuchen, und seinen Sohn in hiesiger Schule zu bringen, an einem hitzigen Fieber. Er genoß, weil er ein Schulmann war, freye Begräbniß, ohne das er die Grabstelle in der Kirche bezahlen mußte, wie er denn d. 16 ej. Abends in der Kirche in den Gange von Neffens Thüre nach der Cantzel ward beygesetzt. æt 50 Jahr 7 M. 6 tage Man verhoffet in dergleichen Fällen (die Gott verhüten wolle, bey Auswärtigen gleiche Liebe zu genießen.“
Vgl. auch Christian Falk „Eine Konduitenliste aus der Diözese Werben 1737“ erschienen in „Hallo Nachbarn in der Region Arneburg - Goldebeck – Werben (Elbe)“ 19. Jahrgang, Nr. 6 vom 29. Juni 2021, S. 29ff: „An der Werbenschen Schule dienen zur Zeit: 1. Der Rector ist H(err)Joachim Johann Betram, war anfangs Cantor, jetzt Rector, dienet schon bei dieser Schule an 23 Jahr, ist bürtig allhier aus Werben, alt 48 Jahr. Hat in Jena und Halle studiret. Nachdem sich Selbiger verehelichet ist Er in weitläufigen und beschwerlichen Haushaltungsdingen eingeflochten worden, in dem Er nebts seinen Eigentümlichen liegenden Gründen, noch vieles anderes Ackerland und Wiesenwachs gepachtet, damit Er viel Vieh halten möge, das Vieh will bei der Schule auswintern, wozu kein Platz noch Stallung ist. Daher dem bei der neuen Schule erbaueten Anhang, der zum Holzbehältnis für die Schule und Schulbedienten angebauet ist, eigenmächtig zum Vieh-Stall genutzt und eingenommen hat. Wie nun Ackerbau und Viehzucht treiben einen ganzen Menschen erfordert, die Schularbeit bei der Jugend, so sich im Winter auf 100 und etliche 20 Kinder zuweilen erstrecket, gleichfalls, so leicht begreiflich, daß ein Stück leiden müsse, wie scheinbar man auch Gegenvorstellungen machet. Wann nun Inspektor zum Schuldienst da wieder reden muß, so sind rohe Grobheiten und die bittersten Streitereien mit dem widrig Gesinneten der beste Dank. Der hiesige Magistrat als resp. Kirchen- und Schulpatron sieht darüber hinweg. Daher bleibets immer beim Alten. Indessen muß Inspektor Kraft Allergeh. Königl. Verordnung nach seinem Gewissen pflichtmäßig solches berichten. (Joachim Johann Bertram wirkte an der Stadtschule von 1713 bis 1719, zuerst als Konrektor und nach dem Tod des Rektors Köppe bis 1739 als Rektor.)“

Lage:
Der Grabstein liegt im hohen Chor nördlich des Hauptaltares.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021