altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Andreas Wernecke

Brauer, Gildemeister

Sterbedatum:
30.06.1765
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860755 - 52.605707

Beschreibung
Zustand
:
Das Grabmal aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das Epitaph wird seitlich von Lisenen begrenzt, die mit Rankenwerk bemalt sind. Dazwischen stehen nebeneinader zwei nach oben und unten gewölbt abschließende, erhabene Textfelder mit vertieften Inschriften. Eine Blattgirlande trennt die Textfelder. Im Sockelbereich steht unter jedem Schriftfeld eine Kartusche in Form eine Rocaille. Die mit Voluten umrandete Bekrönung enthält zwei mit Akanthusblättern gefasst Medaillons, die die Initialen der Verstorbenen „A W“ und „CMD“ zeigen. Obenauf ruht auf einem Kiseen eine fünzackige Krone.

Inschrift
linke Seite
:
Christliches Denkmahl
Des Hochedl: Herrn Herrn
Andreas Wernecke
weil: wohlfürnehmer Bür =
ger Brauer u: dieser Gilde
Gilde = Mstr: wie auch Vorste =
her der St: Marien Kirche
u: des St: Cathar: Klosters
Er erblickte das Licht der
Welt ao̅: 1710. d. 17. April
Sein seel. Vater war
Tit: Herr Gottlieb Wernecke
weil: wohlfürnehm: Bürger
u: Brauer wie auch Bader
und Girurgius allhier.
verheirathete sich 1742 den
22. May mit der Hochwohlgeb
Fräul: Fräul: Cath: Maria
v: Dequeden

lebten vergnügt 23. Jahr,
doch ohne Leibes Erben
starb d. 30. Juny ao̅: 1765.
da er alt geworden 55. Jahr
2 Mon: 13. Tage.

untere Kartusche links:
L: Text
Offb: Jo: 14 v 13.
Selig sind die Todten,
die in den Hrn: sterb =
en etc

rechte Seite:
So ruhen auch
neben ihren Ehe Herrn, die
Gebeine
der Hochwohlgebohr: Fräul:
Fräul: Catharina Maria
v. Dequeden

Sie erblickte das Licht der
Welt d. 25. Jul: ao̅: 1704.
Ihr Herr Vater war der
weil: Hochwohlgeb: Herr
Herr Georg Wilhelm
v. Dequeden

Erb = u: GerichtsHerr zu
Deetz & C:
vereheligte sich 1742. d. 22 May
mit Tit: Hr: Andreas Werneke̅
wohlfürn: Bürger, Brauer
u: Vorsteher der St: Marien
Kirche u: St: Cathar: Klosters
starb auf ihren Erlöser 1777
da sie ihr Alter gebracht
auf 73 Jahr 3 Monath
u: 17. Tage.

untere Kartusche rechts:
ohne Inschrift

Anmerkung:
Die beiden Sterbefälle wurden im Sterberegister der Marienkirche dokumentiert.
1765: „d. 30 Jun. mittags um 10 Uhr starb an einer Brustkranckheit und Friesel Andreas Warnicke, Brauer, Stadt=Verordneter, auch administrirender Vorsteher der Kirchen, seines Alters 55 jahr 2 Mon u. 13 tage. Ward d. 2 Jun (Juli / Schreibfehler) abends in der Kirche bey der Sacristey cum parentat. beygesetzt. Hat Geläute und Grabstelle frey; weil er in administrat. jahr gestorben“. Der genaue Begräbnisort des Andreas Wernicke in der Kirche wurde durch einen kleinen Grabstein gekennzeichnet, der heute im Schwellenbereich zwischen dem südlichen Seitenschiff und der Taufkapelle liegt.
1777: „Fr. Catharina Maria gebohrne von Dequeden verwitwete Warnike verstorbenen Hl. Andreas Warniken, Bürgers Brauers auch Vorestehers an der Marie Kirche nachgelaßene Witwe starb d 23 Oct. Abends um 11 Uhr alters und Schwachheit halber, und ward d 26sten ej. gegen Abend in der Stille in der Kirche ohnweit der Sacristey beygesetzt. alt 73 Jahr.“
Zur Eheschließung 1742 findet sich folgender Wortlaut im Kirchenbuch: „Herr Andreas Wernicke, Civis litteratus Bürger und Brauer hieselbst, Herr Gottlieb Wernicken Kunsterfahrner Chirurgus auch Bürger und Brauer hieselbst ältester Sohn, mit Fräul. Catharina Maria von Dequeden, des weyl: Hochwohlgbl. Herrn Georg Wilhelms von Dequeden Erbherrens auf Deetz hinterlaßenen ältesten Fräulein Tochter cop: in Stendal d 22ten May 1742.“ Die Braut wurde nicht in Deetz geboren.
Vgl. Enders „Die Altmark“, S. 745: „Georg Wilhelm v. Dequede zu Deetz beschritt einen anderen Weg. 1709 wandte er sich an den König in der Hoffnung auf Legimitation seiner fünf unehelichen Kinder. Die habe er seit seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst leider! durch Antrieb des Satans mit seiner Köchin Elisabeth Schultze gezeugt, was er sehr bereue, und wiewohl er selbige am Anfang sofort zu ehelichen gesonnen war, wäre es doch nicht dazu gekommen. Er bat um Straffreiheit. Die Legimitation erfolgte. Aber Dequedes Mutter und Bruder erhoben Einspruch. Doch der König schützte den Fähnrich. Und auch später hieß es, die Kinder könnten nichts für den Fehltritt der Eltern.“

Lage:
Das Epitaph steht an einem Rundpfeiler im inneren, nördlichen Bereich des Chorumganges.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020