Beschreibung:
Zustand:
Das Sandstein-Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Zwei nebeneinander stehende, unten und oben gewölbt abschließende Textfelder mit vertieften Inschriften befinden sich auf der Grabplatte. Die Ecken sind mit geflügelten Engelsköpfen dekoriert. Zwischen den Textfelder stehen unten ein Totenkopf mit aufgesetzter Sanduhr und oben ein ovales Medaillon mit den in sich gespiegelten Monogrammen der Verstorbenen „JCLRS“. Die Bekrönung wird von Rollenwerk und einem darauf ruhenden geschwungenen Gesims begrenzt. Eine aus Akanthusblättern geformte Kartusche enthält ein Wappen (im Schild eine schwebender Engel, der einen Anker und einen Lorbeerkranz in seinen Händen hält, ein gestürzter Anker ziert den Helm). Das Epitaph besitzt eine farbige Fassung.

Inschrift
linke Seite:
Alhier
ruhet dem Leibe noth
an der Seite seiner
geliebten EheGattin
Der Weyland Hochedle Herr
Herr JOHANN CHRISTIAN LENTZ
ErbHerr auf Reide.
Kauff: u: Handelman̅ hieselbst
Er erblickte das Licht dieser Welt
Ao̅: 1658 de̅ 26 Aug:
bey seiner mühsamen Lebenszeit
gab ihm die Vorsehung an einer
treuen und vernünfftige̅
Ehegattin
eine wahre gehülffin.
Gott ließ ihm auch noch im Hohe̅
Alter erfahren
daß der Seegen des Herrn reich
machet ohne müh.
und gab ihm das was sich alle
wünschen u: wenige erlange̅
den̅ er lies es ihm wohl gehen
u. Lange Leben auf Erden
bis er endlich
nach dem er 35 seiner nach
kom̅en im Seegen gesehen
den 1ten July 1741
in einen Ehrenvollen Alter
von 82 Jahren, 10 Monath
durch einen sanften Todt sein
Leben beschloßen
LeichenText Ps 90. v 10
Unser Leben wäh
ret 70 Jahr

rechte Seite:
Die Gruft
auf • welcher ihr stehet
faßet in sich den entseelten
Cörper der WolEdlen Frauen
Frauen Regina Lentzen
gebohrne Schreiberin
Sie war in Stendal gebohren
den 23. Sept: 1669
und den 23. April 1685.
an Herrn JOHANN CHRISTIAN
Lentzen verheirahtet
diese Ehe
hat sie in die 43. Jahr Friedlich
geführet und ist mit 7. Söhnen
und 3. Töchtern gesegnet
davon sie aber
noch bey ihren Leben
1. Sohn und 2. Töchter in der
Ewigkeit voran geschickt
dagegen aber 5. Kindes
Kinder gesehen
sie starb
nach einer 7. MOnAtl: Kranckheit
den 25. Juny 1728
Alt 58. Jahr 9. Monath
Leich=Text
1. Buch Mosis 32 Cap. vers. 10.
Ich bin zu gering aller
barmhertzigkeit und treüe
die du an mir
gethan hast!

Anmerkung:
Die Grabplatte, die ursprünglich den exakten Begräbnisort der Ehefrau innerhalb der Kirche markierte, liegt heute im südlichen Seitenschiff in einem Sandsteinplatten-Streifen, der zur Gliederung des Ziegelstein-Fußboden zwischen Pfeiler und Außenwand dient.
Im Sterberegister der Marienkirche wurden die beiden Sterbefälle erfasst.
1741: „D 1. Jul. Abends um 5 Uhr starb nach einer 12tägigen Kranckheit nehml, am Fieber, Joh. Christ. Lentz, vornehmer Bürger, und Kauffmann am Markte, der älteste in der Gemeinde, als 83 Jahr weniger 2 Monath, er ward d. 3 ej. Abends in der Kirche bey Neffens Thüre beygesetzt, und bekam Sontags drauf Dom VI. p. Trin. ein GedächtnisPredigt. Text. ψ. 90, 10.“
1728: „D 25 junij morgens um 8 Uhr ist entschlaffen Fr. Regina Schreibers, Hln. joh. Christian Lentzen, mercatoris auf dem Markte Ehe-Frau, nach halbjähriger Krankheit; ward in unserer St Marien Kirche am pfeiler bey der Thür gegen Neffen über d. 1 julij cum parentatione et concione funebri begraben æt. 58 jahr 9 Monaht.
Auch die Eheschließung der Verstorbenen im Jahre 1685 wurde im Kirchenbuch festgehalten: „Hl. Johann Christian Lentz, Hl. M. Samuel Lentzen sel. gewesenen wolverdienten Predigers bey der St. Peters Kirchen alhie hinterbliebener Sohn, und J. Regina, Hl Jochim Schreibers sel. gewesenen Bürgers und Brandtweinbrenners alhier hinterlaßene tochter.“ Als Tag der 3. Proklamation wurde der 2. Paschatos angegeben.

Lage:
Das Epitaph steht im nördlichen Seitenschiff an der Ostwand der vierten Seitenkapelle von Osten gesehen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020