altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Elisabeth Chüden

Thüritz

Ehefrau des Bürgermeisters

Sterbedatum:
01.12.1585
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.148822 - 52.849389

Beschreibung
Zustand:
Vom Zierrahmen des hölzernen Epitaphs fehlen einige Schmuckelemente.

Dekor:
Das ovale, hellblau gefasste Textfeld ist mit einer goldenen, vierzigzeiligen Inschrift bemalt. Die Umrahmung besteht aus Rollen- und Beschlagwerk mit Blüten und Früchten als Dekoration. Obenauf steht eine Vase und seitlich davon je ein schwarzes, rundes, mit einem Lorbeerkranz umgebenes Medaillon mit einem Wappen darin (links – Chüden: vertikal geteilter Schild mit einem Schrägbalken, darüber drei Pfauenfedern, ein Pfau mit ausgebreitetem Schwanz ziert den Helm; rechts – Thüritz: im Schild drei Blumen, deren bewurzelte Stiele durch einen horizontales Schriftband mit den erhabenen Initialen „E T“ stechen, drei Blumen auch als Helmschmuck). Eine Kartusche unter dem Textfeld enthält eine schwarze, aufgemalte Inschrift.

Inschrift
Textfeld:

Grabschrifft
Der Erbarn vnd Vieltugentsame̅
Frawen Elisabeth Türitzen des Erbaren
achtbaren und wolweisen Herren Dide„
rich Chüdens
seliger der Altenstadt Saltz„
wedel Bürgermeisters Nachgelassenen
Wittwen Welche Ire Erben zu der
gedechtnisse haben vorfertigen
vnd setzen lassen geschehen
im 1586 Jare

Elisabeth Türizn Leib vnd Bein
An diesem ort begraben sein
Anfenglich Ir geburts Jar war
Das tausend fünfhundert zwelffte Jahr
Im achzehend irs Alters schon
Didrich Chüdens ErasmiSohn
Sie Ehlich bei geleget ward
Im auch gebar Eilff Kinder zart
Von welchen zwey im leben sind
die andern man im grabe find
Vier zwenzig Jar den wittwen stand
Erfur sie durch des Herren hand
Biss das auch unerfüllet warn
Fünf achtzig fünfzehn hundert Jar
Vnd sie erreicht siebenzig drei
Dazu die finstre nacht kam herbei
Des Abends vmb den Elfften slag
Am ersten Monts Decembris tag
Da hat der HERR auss dieser weld
Den abscheid Ir zur stund bestelt
Darumb auch sie in Christi hend
Ir seel befhal am letzen end
Ihr Leib in der erd da ruhet zwar
Die Seel ist in der Engel schar
Wen nun angeht der Jüngste tag
Vnd alles wird hernuor gebracht
So wird auch den Ir Leib auff stehn
Vnd in des Herren Freude gehn
Den wer hie selig auf erden stirbt
Mit nicht des leib vnd Seel verdirbt

Kartusche:
RENOVIRT 1832

Anmerkung:
Im Sterberegister der Marienkirche zu Salzwedel steht unter der alten laufenden Nummer 66 für das Jahr 1585 zu lesen: „66 B Dirich chudens syne hinderlassene Widtwe vp den schohun̅e(?) gewonet ist begraben 3 Decemb“. Das Kürzel „B“ steht hier für Bürgermeister.
Lt. dem Internetportal gedbas war Dietrich Chüden ein Sohn von Erasmus Chüden und dessen Ehefrau Barbara Bartels. Von 1537 bis 1561 ist er als Mitglied im Salzwedeler Rat nachweisbar. Nach den Angaben auf dem Epitaph starb er 1561. Bei dem am 31. Juli 1583 im Sterberegister genannten Bürgermeister gleichen Namens könnte es sich um einen Sohn der Verstorbenen handeln: „DER Erbar vndt Wollweiser HERR B Dirich chudens dieser Alten stadt soltwedell ist Begra“.
Vgl. auch Enders: „Die Altmark“, S. 1003: „Reiche Lehnbürger- waren oft auch Ratsfamilien. (...). Sie hatten z. T. jahrhundertelang Lehnsbesitz und feudale Herrschaftsrechte inne. Daß sie auch versippt und verschwägert waren, versteht sich fast von selbst. 1531 heiraten in Salzwedel Diedrich d. J. Chüden (Dietrichs d. Ä. Sohn und Ilse Thüritz (Tochter des verstorbenen Hinrick Thüritz), ...“. Der Name des Vaters des Bräutigams ist hier wohl falsch zitiert worden, wie sich aus den Angaben auf dem Epitaph ergibt.

Lage:
Das Epitaph hängt innerhalb der Kirche im südlichen Seitenschiff an dem Pfeiler an der Südost-Ecke des Turmes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021