altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johann George Vogel

Pastor

Sterbedatum:
02.02.1752
Konfession:
evangelisch
Ort:
Dähre
Standort:
Kirche
GPS:
10.906226 - 52.800418

Beschreibung
Zustand
:
Die aus Sandstein gefertigte Platte ist vollständig erhalten.

Dekor:
Die Grabplatte besitzt einen erhabenen Rand und trägt eine vertiefte Inschrift. Muscheln zieren die Ecken. Unter dem Textfeld steht mittig in einer oktogonalen Vertiefung ein Wappen, dessen Schild zwei nebeneinanderstehende Palmwedel(?) zeigt. Ein Vogel schmückt den Helm.

Inschrift:
Allhier ruhet in seinen Erlöser,
der weiland
Hochwohl Ehrwürdige und Hochgelahrte Herr,
Johann George Vogel,
Wohlverdienter PASTOR der hiesigen Gemeinde.
ist gebohren zu Calbe an der Saale 1687 d: 14. Dec
ward zum Prediger in Dähre berufen 1722
Verheirathete sich zum ersten mahl 1723 mit
Jfr. Cathr. Christina schrödtern,
aus welcher ehe ein Sohn vor ihm in die Ewigkeit ist •
zum zweiten mahl 1728 mit
Jfr. Louise Elisabeth DAMMIN,
aus welcher Ehe er gezeuget 5 söhne und 2 Töchter,
von welchen ein sohn und eine Tochter vor ihm seelig =
verstorben sind.
Er entschlief sanfft u. seelig den 2 • Febr • 1752
seines alters 64 jahr 6 Wochen 6 Tage.

MAL • II • V • 6
Das gesetz der Wahrheit war in seinem Munde,
und war kein böses in seinen lippen funden,
Er wandelte vor Gott friedsam u • aufrichtig,
und bekehrte viele von Sünden •

Anmerkung:
Vor dem Umbau der Kirche (1901 – 1905) lagen die Grabsteine vor und in der Nähe des Altares. Durch Grabungen konnten unter den Platten Grabgewölbe und Sargreste nachgewiesen werden. (vgl. Abhandlung zum Kirchenumbau von Dr. Ernst Block unter „Feldsteinkirchen in der Altmark“, http://www.altmark-kirchen.de).
Nach dem Kirchenbuch von Dähre verheiratete sich Pastor Vogel 1723 in erster Ehe mit der Tochter (* Erxleben 20. April 1703) des Christoph Samuel Schröder (1701 – 1723 Pastor in Erxleben bei Osterburg, 1723 – 1733 Pastor in Brome) und dessen Ehefrau Sophia Dorothea Böttcher (vgl. auch Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 290). Vogel ging am 11. November 1728 in Calbe (Saale) eine weitere Ehe mit der Tochter des dortigen Rektors Joachim Damm ein.
Im Chor der Dährer Kirche hängen zwei gerahmte handschriftliche Auflistungen zur Geschichte der Probstei Dähre und zu den Pastoren, 1929 erstellt von Pastor Johannes Schuckert. Zu Pastor Vogel steht zu lesen: „... berufen 1722 vom Landmarschall von Meding Deutschhorst, eingeführt Jubilate 1722, Sup. Schultz-Salzwedel, oo 1× Brome (27. Juli, F. M.) 1723 mit Kath. Christ. Schröter, oo 1× 1728 mit Elisabeth Luise Damm Calbe a/S, † Dähre 2.2.1725, in der Kirche beigesetzt, wo noch kein Grabstein sich befindet. Mannigfache umfangreiche Eintragungen im Kirchenbuch (Familiennachrichten, Lebensläufe, Wetternachrichten und meteorologische Abhandlungen, Pfarrlandverzeichnis, Verzeichnis der Rechte u. Einkünfte der Pfarre, Abschriften aus dem ältesten, 1715 verbrannten Kirchenbuche, besonders Notizen über die Amtsvorgänger und eine Vita Pastoris, fol. ... Aufzeichnungen über Aberglauben, eine Gespenstergeschichte etc.). Renovierung der ...hen Kirche 1724 (das steinerne Chorgewölbe durch ein hölzernes ersetzt, Vergrößerung der Chorfenster. Noch vorhandene Stiftungen: 1) Silberner innen vergoldeter Abendmahlskelch mit Patäne, gest. 1733 v. Oberst August von Meding, Deutschhorst, 2) Silberne Oblatenschachtel mit der Aufschrift: „zu Gottes Ehren A. Soph. von Meding, geb. von Alten A. 1734“.
Im Sterberegister von Dähre wurden 1752 die von Rektor Friedrich Wilhelm Richter (Schwiegersohn des Verstorbenen) aus Calbe/Saale verfassten Worte festgehalten: „1752 den 2ten Febr. Abends um 9 Uhr ist durch einen sanften Tod in dem HErrn selig entschlaffen der weyland HochwohlEhrwürdige Herr Johann George Vogel 30 Jahr wohlverdienter Pastor der Dährischen Gemeine, gebohren zu Calbe an der Salle 1687. d. 14 Decembr. Sein Vater war George Vogel Bürger u. Brauer daselbst, die Mutter Sophie Reinharten. Nach dem er es auf der Cälbischen Schule unter dem Seel. Rector M. Joachim von Dam schon sehr weit gebracht hatte, liessen ihn seine Eltern auf eigenen Antrieb noch die Quedlinburgische Schule besuchen. Von da bezog er mit grossen Ruhm von seinem letzten Rector Eckhardt erst die leipziger, welcher die hallische Universität; was er zuletzt in einer öffentl. Disputation de abnegatione sui ipsius ein Zeugniß seiner wohl angewandten Zeit oblegte. Nachdm er hierauff bey dem Herrn landdirector von Bismarck zu Krebse verte Crevese bey Osterburg 5 Jahr als Informator bey der hochadlichen Jugend in Condition gestanden, ward er 1722 zum Prediger nach Dähre berufen. Er hielt seine AnzugsPredigt Dom. Misericordias Domini. Seine 2 mahlige Verheyrathung , nebst den in diesen Ehen erzeugten Kindern stehen an seinem Ort in diesem Kirchenbuch. Sein gelassenes Gemüth wuste alle Begebenheiten dieses Lebens mit gleicher Standhaftigkeit zu ertragen. Seine wahre und ungeheuchelte Gottes Furcht, deren er sich von Jugend an beflissen; seine Aufrichtigkeit gegen jedermann; die unermüdete Sorgfalt seiner Hende Christo zu zuführen und die Liebe und Sanftmuth gegen Fremde sowohl als Freunde waren Zeugen eines redl. I... in dessen Hertzen kein falsches gewesen ist. Dieser from̅e u. getreue Knecht des HErrn sollte endl. die ihm in jener Welt vorbehaltene schöne Krone empfangen, deswegen ward er mit einer heftigen Brustkranckheit überfallen, welche ohngeachtet aller angewandten Mittel; sich mehr u. mehr verschlim̅erte; dabey er denn gar bald merckte, daß Gott ihn zu sich nehmen würde. Er berührte sich deswegen Chrsistl. zu seinem bevorstehendem Ende, genoß mit großer Andacht da h. Abendmahl u. wie er andere erbaul. zum sterben zu beruhigen pflegte, so erbauete er sich selbst mit den kräftigen Trostsprüchen, unter anderm wiederhohlte er oft aus 2 Cor. 5, u. die Worte von der Gerechtigkeit, die vor Gott gibt. Dabey tröstete er die Seinigen selbst aufs kräftigste. Seinen theils noch unerzogenen Kindern gab er zuletzt noch den väterl. Segen. Wie er nicht mehr laut reden konte blieb er im̅er im beten, u verständig bis an seliges Ende. Dieses erfolgte nach einer 6 tägigen Kranckheit; da dieser Diener des HErrn in Fremde u Freude dahin versetzt wurde, wo seine Augen in ewiger Freude den Heyland anschauen werden, u. wo die lehrer leuchten wie des him̅els glantz Dan. Sein ruhmvolles Alter hatt er gebracht auf 64 Jahr 6 Wochen u. 6 Tage. Sein verblichener Körper wurde den 9ten darauf abends in der Stille in der Dährischen Kirche zu seiner Ruhe gebracht. Dabey hielt ihn der Herr Pastor Francke aus Lagendorf eine Parentation Gedencket an eure lehrer, die euch das Wort Gottes verkündiget haben, welcher Ende schauet an u. folget ihrem Gleuben nach Hebr. 13, 7.“.

Abmessungen:
0,97 m × 1,92 m

Lage:
Die Platte steht innerhalb der westlichen (gotischen) Vorhalle mittig an der Westwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021