altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Dorothea von Buchwaldt

Konventualin

Sterbedatum:
00.00.0000
Konfession:
evangelisch
Ort:
Molmke ehem. Diesdorf
Standort:
Mühlengrundstück
GPS:
10.896056 - 52.737134

Beschreibung:
Zustand:
Mit großer Sicherheit handelt es sich hier um eine in zwei Teile zerlegte, für zwei Personen bestimmte Grabplatte aus Sandstein. Ferner wurden die gleichgroßen Hälften am unteren Rand mit Schriftverlust gekürzt, um die Teilstücke für die Sekundär-Nutzung anzupassen. Darauf deuten die identische Gestaltung beider Hälften und die nur unter Einbeziehung aller vier Wappen sinnergebende Ahnenprobe hin. Weiterer Schriftverlust ist durch das teilweise Abschlagen der erhabenen Randinschriften auf beiden Teilstücken (links: zur Hälfte am rechten Rand; rechts: komplett am oberen und am linken Rand) zu beklagen.

Dekor:
Die Gestaltung auf beiden Teilstücken (der vermutlich geteilten Grabplatte) gleicht sich vollkommen. Jede Hälfte trägt auf ihrem Rand eine von erhabenen Linien eingefasste erhabene Inschrift. Die Ecken des jeweiligen inneren Bereiches sind mit Blattwerk dekoriert. Über und unter den beiden Textfeldern mit erhabenen Schriften steht je ein Wappen mit darunter gesetztem Schriftband (linkes Teilstück oben: „Die von Buechwalt“ – im Schild und auf dem Helm ein gekrönter Bär; linkes Teilstück unten: „Die von Wackerbart“ – geviertelter Schild, auf dem Helm ein Büffelhornpaar, dazwischen und an den Horn-Enden je eine Glockenblume; rechtes Teilstück oben: „Die von Stechow“ – drei mit je drei Kleeblättern bestückte Querbalken im Schild, eine Katze als Helmzier; rechtes Teilstück unten: „Die (von Re)tzow“ – im Schild zwei übereinanderstehende zwölfzackige Sterne und zwei nebeneinander angeordnete Halbmonde, drei an den Federn zusammengestellte Pfeile zieren den Helm).

Inschrift linkes Teilstück
Schriftzugumlauf auf dem Rand:

Die Hoch Ehr würdige, Hoch
Edel gebohrne, Groß Ehr und Hoch Tugend begab(te) Fr: ...
...
... • d • den 28 JULIJ Anno 1685 sehlig entschlaffen, Ihres Alters 65 Jahr 8 MONAT 3 Tage

Textfeld:
Herr Gott Vater, mein
starcker Helt,
Du hast mich ewig vor
der welt,
In deinem Sohn geliebet,
dein Sohn hatt mich ihm
selbst vertraut
Er ist mein Schatz, ich
bin sein braut
Sehr hoch in Ihm erfreuwet
Eia, Eia,
Himlisch leben wird er geben
mihr dort oben
Ewig soll mein hertz Ihn
loben •

Inschrift rechtes Teilstück
Schriftzugumlauf auf dem Rand:

...
Edelgebohrne, Groß Ehr und Hoch Tugend, begabte Fr: Dorathea von Buechwalt
...
...

Textfeld:
Ps • LXXIII • 25 • 26
Herr, wen ich nur dich
habe, so frage ich nichts
nach Himmel und Erden
und wen mihr gleich leib
und sehle verschmacht, so
bistu doch, Gott, allezeit
meines hertzen trost
und mein theil •

Jerem: XXXI • 3 •
Ich habe dich Je und Je
geliebet, darumb habe
ich dich zu mihr gezogen
auß lauter güte •

Anmerkung:
Das ehemalige Kloster Diesdorf wurde 1551 in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Nach dessen Auflösung im Jahre 1810 haben die Müller der Wassermühle im benachbarten Molmke einige Grabplatten vom Kloster erworben, um damit Bauvorhaben auf ihrem Mühlengrundstück zu realisieren.
Zur Identifizierung der Verstorbenen erwies sich der Aufsatz von Adalbert v. Mülverstedt „Die altmärkischen Frauenklöster auf dem Lande“, erschienen im 25. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte, 1898, S. 82 – 120, als hilfreich. Unter den Konventualinnen der Klosters Diesdorf führt der Autor nach Auswertung diverser Archivalien (des heutigen Landesarchives Sachsen-Anhalt) auf S. 118 Dorothea und Sidonia von Buchwald auf, die 1649 dem Damenstift beigetreten sind. Für Sidonia v. Buchwald nennt er zudem als Sterbetag den 28. Juli 1685, welcher exakt dem Sterbedatum auf dem namenlosen linken Teilstück der Grabplatte entspricht.
Die Adelsfamilie v. Buchwald findet ihren Ursprung in Holstein/Mecklenburg. Vgl. dazu auch Bock, Hofmüller, Scholz „Kirchliches Leben in Diesdorf“ Dr. Ziethen Verlag Oschersleben, 2011, S. 20: „Seit dem 17. Jahrhundert finden sich mehrfach Konventualinnen im Kloster, deren Familien nicht aus der Altmark oder den benachbarten Familien stammten. Dies weist darauf hin, dass durch landesherrliche Ernennung nun besonders Töchter von verdienten preußischen Beamten und Offizieren Anwartschaften auf die Klosterstellen erhielten – eine Tendenz, die sich im 18. Jahrhundert verstärkte, so dass das Kloster geradezu zur Versorgungsanstalt für solche Damen wurde. Daneben waren aber auch noch immer altmärkische Adelsfamilien vertreten. Die bürgerlichen Stiftsdamen waren ebenfalls häufig Töchter von Staatsbeamten, sogar Töchter der Inhaber der Amtes Diesdorf.“

Abmessungen:
linkes Teilstück:
0,74 m × 2,13 m × 0,11 m

rechtes Teilstück:
0,76 m × 2,10 m × 0,11 m

Lage:
Die beiden Grabplattenhälften fanden Verwendung beim Bau des Wasserkanals vom Molmker Bach zum Mühlenrad im Jahre 1837 (lt. Inschrift auf dem Querriegel am östlichen Kanal-Ende) und nehmen seither einen originellen Standort ein.
Das linke Teilstück steht auf seiner rechten Längsseite und bildet am östlichen Ende des Wasserkanals dessen südliche Wand. Das rechte Teilstück steht auf seiner linken Längsseite und bildet am östlichen Ende des Wasserkanals dessen nördliche Wand. Die oberen Enden beider Teilstücke weisen nach Westen. Deren Schauseiten sind dem Inneren der künstlichen Wasserzufuhr zugewandt.
(Herrn Matthias Schulz Diesdorf sei an dieser Stelle gedankt für die Informationen und die Fotoerlaubnis auf seinem Grundstück in Molmke.)

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021