altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Dorothea Elisabeth Kütze

Konventualin

Sterbedatum:
13.08.1750
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860259 - 52.605653

Beschreibung:
Zustand:
Das Sandstein-Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das Denkmals ruht auf einem Sockel und besitzt zwei nebeneinanderstehende, durch eine Blätter-Girlande getrennte Schriftfelder mit erhabenen Inschriften. Unter den Textfeldern befinden sich eingetiefte Wölbungen, in denen sich links eine stürzende Sanduhr und rechts ein auf einem Knochen stehender Totenschädel befinden. Die Textfelder besitzen zudem einen erhabenen Rand und schließen nach oben bogenförmig ab. Darüber schweben zwei Putten, die mittig eine gekrönte Kartusche mit den verschlungenen Monogrammen „DFEK“ der beiden Verstorbenen halten. Das Epitaph besitzt eine farbige Fassung.

Inschrift
linke Seite:

Stehe stille
Wandersman̅
und betrachte allhier
zwey unverwerfliche Zeugniße
von der Nichtigkeit des menschl: Lebens
Dieser Stein zeiget dir
die betränte Gruft 2er junger Persohnen
nehmlich
eines Jünglings und einer Junfern
die beyde in der besten Blüthe ihrer
Jahre haben verwelcken müßen!
Der erste war!
Der Weyland Hochedle u: achtbare Herr
Herr Daniel Friedrich Kütze
Kauff= und Handelsmann alhier!
Herrn Joachim Kützens vornehmen Bür=
gers, Brauers Gewandschneiders wie auch
Gastwirths zum güldenen Löwen3ter Sohn
Er erbl: zuerst das Licht der Welt zu Stendall
d. 28. Marty. Ao̅. 1723.
Er
hatte sich der Kauffman̅schafft gewidmet!
Allein
kaum hatt Er seinen Handel angefangen
so hieß ihn der Tod denselben niederlegen
weil Er als ein glücklicher Kaufman̅ gar
bald die köstliche Perle einer unvergängl:
Glückseeligkeit erhandelt hatte!
Der Tag seiner glücklichen Auflösung
war
der Sontag Jubilate als d. 19. Apr: des 1750. Jahres
und also war sein Tod nichts anders
als nach den Exempel seines Erlösers ein erfreü
licher Hingang zum Vater!
Den̅ er gieng hin um ein ewiges Jubil: im Him̅el
zufeyren! nach dem Er die Tage seines irdischen
Lebens gebracht hatte auf 27. Jahre &c:

rechte Seite:
Diesen
ihren treuen Bruder
folgte gar bald nach
eine im Leben ihm höchst lieb gewesene Schwester
nehmlich
Die Hochedle u: Tugendbelobte Jungfer
Jungfr. Dorothea Elisabeth Kützen
eine
würdige Conventualin des Klost: zu St: An̅en
in Stendall
Sie wurde gebohren d. 23. Sept: Ao̅: 1721.
Sie war eine verlobte Brauth.
nicht eines irdischen Bräutigams
sondern
eine verlobte Jesu des Bräutigams des Seelen
Allen!
Ehe sie noch ihren Entzweck erreichen konnte
Demselben in denen stillen Kloster=Zellen
Ihre Jungfrauschaft treulich zu bewahren
So wurde Sie
bereits tüchtig erkandt durch den Todt
in jene
beglückte Anzahl der reinen Jungfrauen
des Lam̅es aufgenom̅en zu werden!
die den Lam̅e nachfolgen wo es hingehet
Ihre Aufnahme
in dieses seelige Him̅els=Kloster
geschahe d. 13. Augl: Ao̅: 1750.
und
in den 29. Jahre ihres rühml: Alters!
gehe nun hin
o Leser
und erinnere dich zu allen Zeiten
hierbey der Nichtigkeit des Lebens
denn
Es fähret schnell dahin aals flögen wir davon

Anmerkung:
Im Kirchenbuch der Marienkirche wurden 1750 die Sterbefalle der unverheirateten Geschwister dokumentiert:
- „d. 19. April morgens um 7 Uhr starb in der breitenstraße an einen hitzigen BrustFieber Hl. Joachim Kützens Bürgers, Brauers u. Gastwirths Sohn Hl. Dan. Frid. Kütz Kauf und Handelsmann alhier, seines Alters 27 jahr 18 tage. Er ward d. 20. ej. abends in der Kirche auf der dehle unter den Stützen vor der Cantzel cum parentatione beygesetzt.“
- „Jgfr. Dor. Magdal. Kützen. Hl. Joachim Kützens, Bürgers, Brauers und GewandSchneiders in der breiten Straße, eheleibl. Tochter, starb d. 13. Aug. mittags um halb ein Uhr am Friesel. und in 10 tage ihrer Kranckheit Ihres Alters 28 jahr, 10 Mon. u. 20 tage. Sie ward d. 14. ej. abends in der Stille auf der Dehle in der Kirche neben ihrem Bruder (de quo vid n. 14 h a.) beygesetzt cum parentatione.“
Die Mutter der verstorbenen Geschwister hieß Dorothea Magdalena geb. Schultz.

Lage:
Das Epitaph steht an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffes zwischen der dritten und vierten Seitenkapelle von Osten gesehen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020