altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Philipp Bertram

Chirurg

Sterbedatum:
08.02.1733
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860138 - 52.605622

Beschreibung:
Zustand:
Das Sandstein-Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das rechteckige Epitaph besitzt vier erhaben gerahmte, achteckige Textfelder mit vertieften Inschriften. Die freien Plätze zwischen den Textfelder sind mit Blattwerk, zwei Sanduhren und einem Totenschädel ausgefüllt. Eine aufgesetzte Bekrönung schließt nach oben mit einem geschwungenen Gesims ab. Darunter schweben zwei Putten, die mittig ein Wappenpaar (links: ein medizinisches(?) Instrument im Schild, drei Federn auf dem Helm; rechts: ein Fisch auf eine Schrägbalken und zwei Lilien im Schild, zwei gebeugte Arme auf dem Helm) halten.

Inschrift
Textfeld links oben:

Mein Leser
Nahe bey diesem
Steine, findest du das
Grab, des Herrn
PHILIPP BERTRAM
weyl. furnehmen Bürger
und Kunst erfahrenen Chi=
rurgie alhier, welcher
Ao 1663. d. 13. April
zu Calbe an der Saal ge=
bohren, Ao 1693. d. 1. Maj
sich alhier verehelichet und
häußlich niedergelaßen,
und nach dem er so wohl
hier als anderswo viele
Patienten als ein glück=
licher Wund=Arzt am
leibe curiret entlich selbst
auf seinem Kranckenbette
von Gott dem besten Arzt
nach Wunsch geheil: und
Ao. 1733 d. 8. Februar. im
70. Jahre seines Alt: durch
einen seel: Todt glückl.
genesen

links unten:
L: T: Hiob 19 v 25. 27.
Ich weiß, das mein
Erlöser lebet, und er wird
mich hernach auß der
Erden aufferwe=
cken. ex. ct:

rechts oben:
So ruhet
auch alhier ihrem
seeligen Ehe=Mann zur
Seite, Die WohlEdle
viel Ehr- und Tugendsahme
Frau ELISABETH ABELS
welche das Tages Licht
alhier erblicket Ao. 1676
d. 30 April, in den Stand
derheiligen Ehe getreten
Ao. 1693. d. 1. Maj und in
densleben vergnügt gelebet
bey 40 Jahr auch von
Gott dem Allerhöchsten mit
5 Kindern und 23 Kindes
Kindern geseegnet worden
an welche sie negst ich=
rem seel: EheManne Freu=
de erleben, darauf aber
als eine Gottseel: Wittwe
Ao 1748 dl 21 Novb im
73 Jahre ihres Alters sanfft
und seelig im Herrn
entschlaffen

rechts unten:
L. T: Psalm. 126 v. 5. 6.
Die mit Thränen säen
werden mit Freuden ärnd=
ten, Sie gehen hin und
weinen, und tragen ed=
len Saamen. ex. ct:

Anmerkung:
Laut Kirchenbuch der Marienkirche war Philipp Bertram ein Sohn des Bürgers, Brauers und Ratsverwandten Johann Betram in Calbe/Saale. Am 1. Mai 1693 ging er die Ehe mit der Tochter des Stendaler Bürgers und Seidenkramers Joachim Abel ein.
Die Begräbnisse dieser Eheleute wurden im Kirchenbuch festgehalten:
1733 „d. 9. Febr. starb nach langwiehriger Kranckheit. Hl: Philipp Bertram Bader und Chirurgus alhier, seines Alters 71 Jahr, war d. 15. h. cum parent. et concione funebri begraben in der Kirche hinter Hechts Stuhl in den Gange bey Hl. Hoff: v Herms über“. Das auf dem Epitaph genannte Tagesdatum weicht von dem im Kirchenbuch Genannten um einen Tag ab.
1748: „Fr. Elis. Bertramin geb. Abeln Seel. Hl. Philipp Bertrams, gewesenen Chirurgi hieselbst hinterlaßene Fr. Wittwe starb d. 21 Nov. abends um 4 Uhr an der Schwind und Waßersucht. Ihres Alters 72 Jahr 6 Monath u. 26 Tage. Sie ward d. 24 ej. mit gantzer Schule et concione funebri in der Kirche und zwar im Gange vor der Männer Trauer Stuhl begraben. Text. fun. . 126, 5. 6.“
In der Taufkapelle liegt ein kleines Grabsteinfragment einer Elisabeth Abel. Da die untere Hälfte mit dem Sterbedatum fehlt, bleibt ungeklärt, ob dieser Grabstein ehemals den exakten Begräbnisort der Ehefrau in der Kirche markierte.

Lage:
Das Epitaph steht an der Westwand der fünften Seitenkapelle des nördlichen Seitenschiffs von Osten gesehen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020