altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Louise Wilhelmine von Bismarck

Mencken

Ehefrau des Gutsherrn, Mutter des Reichskanzlers O

Sterbedatum:
01.01.1839
Konfession:
evangelisch
Ort:
Schönhausen/Elbe
Standort:
Kirche
GPS:
12.036134 - 52.582772

Beschreibung:
Zustand:
Das Sandstein-Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das schlichte Sandstein-Epitaph ruhte auf einer schmalen Konsole und trägt eine vertiefte Inschrift. Nach oben schließt es mit einem flachen, überkragenden Giebeldreieck ab.

Inschrift:
Louise
Wilhelmine von Bismark,

geb: Menken,
geboren d. 24sten Februar 1789,
gestorben d. 1sten Januar 1839.
Schwer prüfte sie Gott
durch körperliche Leiden,
sie ertrug selbige
mit grosser Geduld
und Sanftmuth.
* * *
Die mit Thränen säen,
werden mit Freuden ernten.
* * *
Der trauernde Gatte,
der zu früh geschiedenen
Gefährtin.
______

Anmerkung:
Vgl. Bismarcks Mutter: Luise Wilhelmine Mencken (1789-1839) otto-von-bismarck.net › mutter: „Luise Wilhelmine von Bismarck, geborene Mencken, war die Mutter des späteren deutschen Staatsmanns Otto von Bismarck. Das Verhältnis zu ihrem Sohn galt als problematisch.
Geboren wurde Luise Wilhelmine Mencken, auch Wilhelmine genannt, am 24. Februar 1789. Ihr Vater war Anastasius Ludwig Mencken (1752-1801), der einer bürgerlichen Familie angehörte und als liberal galt. Ihre Mutter war Johanna Elisabeth Mencken (1755-1818).
Anastasius Ludwig Mencken trat 1782 als Geheimer Kabinettsekretär in den Dienst von Preußenkönig Friedrich dem Großen, wobei er u. a. Kabinettsordres entwarf. Da Friedrich II. sehr zufrieden mit ihm war, erwarb Mencken dessen Vertrauen.
Nach dem Tod des Königs büßte Mencken zeitweise seinen Einfluss ein, da er den Ideen der Französischen Revolution zu positiv gegenüberstand. Doch schon bald wurde er wegen seiner großen Verwaltungsfähigkeiten wieder zurück an den preußischen Hof gerufen und befasste sich mit der Organisation der Provinzen Nordostpreußen und Südpreußen.
Luise Wilhelmine wuchs in einem bürgerlichen Umfeld auf. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1801 kümmerte sich der Königshof um sie. Für die intelligente und ehrgeizige Wilhelmine war vor allem eine höhere geistige Bildung von Wichtigkeit.
1806 heiratete Luise Wilhelmine den preußischen Landjunker Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (1771-1845), der einem alten Adelsgeschlecht entstammte. Ihm brachte sie in den folgenden Jahren sechs Kinder zur Welt, von denen jedoch nur drei ein höheres Lebensalter erreichten.
Dies waren ihr ältester Sohn Bernhard, der am 24. Juli 1810 geboren wurde, ihr jüngerer Sohn Otto Eduard Leopold, der am 1. April 1815 das Licht der Welt erblickte, sowie Tochter Malwine, die 1827 zur Welt kam.
Im Jahr 1816 zog Karl Wilhelm Ferdinand mit seiner Familie auf das Gut Kniephof in Hinterpommern. Dort verbrachte der junge Otto von Bismarck seine ersten Lebensjahre. Dabei entging ihm nicht, dass es um das Verhältnis zwischen seinem warmherzigen und einfach gestrickten Vater sowie seiner ehrgeizigen Mutter, die das einfache Landleben nur wenig befriedigte, nicht immer zum Besten stand.
Im Alter von sechs Jahren musste Otto von Bismarck auf Wunsch seiner Mutter in Berlin die Plamannsche Lehranstalt besuchen, was ihm überaus schwerfiel, weil er das geliebte Landleben in Pommern sehr vermisste. Von Wilhelmine erhielt er in dieser Zeit nur wenig Beachtung.
Bismarck schrieb später, dass er seine Mutter als kalt und hart empfand. Es war ihr Wille, dass er viel lernen und viel werden solle. Bismarck wünschte sich von ihr jedoch mehr mütterliche Wärme und bezeichnete sie als streng, unerreichbar und selbstsüchtig. Über seinen Vater beklagte sich Otto von Bismarck dagegen nur selten. Zu ihm pflegte er ein gutes Verhältnis.
Vernachlässigte Bismarck seine Pflichten und Arbeiten, wurde er von seiner Mutter aus der Ferne dafür getadelt.
Von Luise Wilhelmine wurde schließlich auch bestimmt, dass Otto von Bismarck 1832 sein Studium auf der Universität von Göttingen absolvierte, wo er Unterricht in Rechts- und Staatswissenschaften erhielt. Um seiner Familie Ehre zu machen, wünschte sich seine Mutter den erfolgreichen Abschluss des Studiums. Anschließend sollte es Otto zum Beamten oder sogar zum Minister bringen, um seinem Großvater Anastasius nachzueifern.
Otto von Bismarck verspürte jedoch keinerlei Verlangen danach, Beamter zu werden. So betrachtete er die Beamtenlaufbahn als negativ für das selbstständige Wirken. Seiner Ansicht nach genossen Beamte weder Meinungs- noch Handlungsfreiheit.
1833 wechselte Bismarck an die Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin. 1835 gelang es ihm, dort das juristische Staatsexamen zu erlangen. Er erwies sich im Berufsleben jedoch immer wieder als unzuverlässig und ging mehreren Frauengeschichten nach. Weil er dabei seinen Urlaub überschritt, verlor er 1837 schließlich sein Referendariat.
Ihr ganzes Leben über übte Luise Wilhelmine einen dominierenden Einfluss auf ihren Sohn aus. Viele Entscheidungen nahm sie ihm ab. Seine berufliche Laufbahn wollte sie ebenfalls bestimmen. Dann geschah jedoch etwas Unerwartetes: Wilhelmine erkrankte an Krebs und es bestand keine Aussicht auf Genesung.
Trotz des schwierigen Verhältnisses zu seiner Mutter besuchte Otto sie so oft wie möglich in Berlin. Dort saß er häufig an ihrem Bett, um ihr vorzulesen.
Am 1. Januar 1838 schloss Luise Wilhelmine von Bismarck im Alter von 49 Jahren für immer ihre Augen. Von Bismarck wurde der Tod seiner bislang dominierenden Mutter wie eine Befreiung empfunden. So konnte sie von nun an nicht mehr sein Leben bestimmen.
Noch viele Jahre später sprach Bismarck negativ über seine Mutter, die er einerseits ablehnte, auf der anderen Seite jedoch bewunderte. Dass er der zukünftige Reichskanzler eines geeinten Deutschlands werden sollte, was ihre Wunschvorstellungen für ihren Sohn noch weit übertraf, erlebte Luise Wilhelmine nicht mehr mit.“
Lt. Kirchenbuch von Schönhausen verstarb Wilhelmine von Bismarck an „inneren Schaden, Mutterkrebs“.

Lage:
Das Epitaph hängt innerhalb der Kirche an der Südwand des Chores. Ebenfalls im Chor hängt an der Nordwand eine aus Bronze gefertigte Gedenktafel für Otto Fürst von Bismarck.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020