altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Emerenzia von Bismarck

von Lützendorff

Ehefrau des Gutsherrn

Sterbedatum:
06.08.1590
Konfession:
evangelisch
Ort:
Schönhausen/Elbe
Standort:
Kirche
GPS:
12.036027 - 52.582744

Beschreibung:
Zustand:
Das Sandstein-Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Eine zweizeilige, vertiefte Inschrift befindet sich auf dem erhabenen Rand, der die Grabplatte an drei Seiten umgibt. Die Verstorbene wird in Reliefdarstellung unter einem Kleeblattbogen gezeigt. In den Ecken stehen vier Wappen (links oben: von Lützendorff – drei Mauerzinnen im Schild, ein Büffelhornpaar als Helmzier, links unten: von Barby – ein steigendes Einhorn im Schild und auf dem Helm, rechts oben: von Hake - drei Wolfsangeln, die zwei zu eins angeordnet sind, im Schild, zwei Wolfsangeln und eine Feder als Helmschmuck, rechts unten: von Krummensee – ein Zaunfeld aus 5 Palisaden im Schild, drei Palisaden schmücken den Helm).

Inschrift
zweizeiliger Schriftzugumlauf auf dem Rand:

ANNO
1590 DEN 6 AUG • IST DIE EDLE
VIEL TVGENTSAME EMERENZIA • V • LVZENDORFF
JOBST • V • BISMARCK
• S • WITWE ZWISCHEN 6

VND • 7 • VHR NACHMITT: IN GOTT
SELIG ENTSCHLAFEN DEREN
SEELE GOTT GNEDIG SEIN WOLLE •

Anmerkung:
Im Permutationsvertrag von 1562 überließen die Bismarcks (unfreiwillig) ihren Besitz Burgstall als Jagdgebiet dem Kurfürsten. Im Gegenzug dazu wurden sie mit der Belehnung von Krevese und Schönhausen abgefunden. Seither werden die Gemarkungen Schönhausen und Fischbeck östlich der Elbe zur Altmark gezählt.
Jobst von Bismarck und dessen Ehefrau Emerentia von Lützendorf, Tochter des Christoph Schenk von Lützendorf zu Kl. Schwechten und dessen Ehefrau Emerentia von Hake, waren die ersten Besitzer des Gutes in Schönhausen aus der Familie von Bismarck. Jobst von Bismarck starb am 20. Juni 1589 ohne Erben. Der Besitz ging daraufhin auf dessen Neffen Valentin von Bismarck über.
Vgl. dazu: „Geschichte des schloßgesessenen adligen Geschlechtes von Bismarck bis zur Erwerbung von Crevese und Schönhausen“, Berlin 1866, S. 176f: „Jobst, Joachim und Georg II., Ludolphs III. Söhne. Ludolph’s III. Tod muß um die Mitte des Jahres 1534 schon erfolgte gewesen sein: denn am 6. Mai 1534 wurden bereits seine Söhne Jobst, Joachim und Georg, mit ihrem dem ältern Stamme angehörigen Vettern, vom Kurfürsten versammelt, und sowohl ihre väterlichen als die durch den Tod ihres Vaterbruders Claus IV. erledigten Lehen zu empfangen. Indessen war um diese Zeit Ludolph’s hinterbliebenen Söhnen Jobst allein erst zum Lehnsempfängnisse gereift, während die Belehnung der beiden jüngern Brüder ausgesetzt bleiben mußte, bis sie das gehörige Alter erreicht haben würden. Auch für die Letztern scheint indessen die Lehnsinvestitur schon nachgeholt gewesen zu sein, als am 28. October 1539 die drei Brüder, unter Zustimmung ihrer Vettern aus dem andern Stamme, den Vicarien der Marienkirche zu Stendal für 200 Gulden Hebungen aus den Dörfern Arensberg und Klein=Schwarzlosen verkauften, wozu der Kurfürst am 6. November 1539 seinen lehnsherrlichen Consens ertheilte.
Später gründeten Jobst und Georg, Jeder für sich, einen eigenen Hausstand, wie auch ihre Mutter solchen fortführte, Alle auf dem Schlosse Burgstall. Jobst war mit Emerentia aus dem Hause der Schenken von Lützendorf vermählt: seinem Bruder Georg wird eine Armgard von Alvensleben als Gattin zugeschrieben. Vermuthlich würde demnächst auch Joachim in die Ehe getreten sein, wäre dieser nicht bei der Belagerung Magdeburgs im Jahre 1550, wo er dem Kurfürsten den Lehnsdienst leistete, gefallen. Nach Joachim’s Tode waren Jobst und Georg alleinige Vertreter ihres Stammes, und sie waren es daher auch, welche ihren Antheil an Burgstall im Jahre 1562 abtraten und im Frühling des folgenden Jahres ihren Sitz nach Schönhausen verlegten.“
Siehe dazu auch: Georg Schmidt „Schönhausen und die Familie von Bismarck.“ Berlin 1898, S. 32 – 53.
Eine Ergänzung zum Wappen rechts unten auf der Grabplatte teilte am 18. Mai 2023 Matthias Horbank, Callenberg dem Altmärkischen Geschichtsverein mit: „Wenn das Wappen rechts unten, wie oft auch auf anderen Grabplatten der Zeit, das Wappen der mütterlichen Großmutter darstellt, würde das auch zur Genealogie der Verstorbenen passen: deren Mutter war Emerentia von Hake (Ehefrau Christoph Schencks von Lützendorff), wahrscheinlich eine Tochter von Ludwig von Hake (4.9.1505 mit Berge belehnt, 6.7.1533 mit Schönwalde belehnt, gest. um 1536, weil 30.6.1536 seine zwei Söhne mit Berge belehnt wurden) und dessen Ehefrau Anna von Krummensee (Quelle für Ludwig Hake: Hake, Dietloff von, Geschichte der brandenburgischen Familie von Hake. 2. Band, 1928. S.335, und Stammtafel XVIII Haus Berge; Digitalisat Niedersächsische Landesbibliothek). Allerdings wurden weder Emerentia Hake noch ihr Ehemann Schenck v. Lützendorff in dieser sonst sehr gründlichen Familiengeschichte Hake genannt. Dass Emerentia Hake hier aber zu den vier bekannten Töchtern (Anna, Magdalene, Ursula, Katharine) von Ludwig Hake eingeordnet werden könnte, ergibt sich auch daraus, dass nach Emerentia Hakes Tod der Witwer Christoph von Lutzendorf, Erbschenk der Mark Brandenburg und erbgesessen zu Klein Schwechten am 22.10.1571 eine neue Ehestiftung aushandelte (mit Margaretha von Bismarck aus Schönhausen), wobei die Bräutigam-Seite (Lützendorf) auch von Wichmann von Hake zu Berge vertreten wurde (Wichmann Hake, 1516-1585, Sohn Ludwigs Haken, und demnach vielleicht auch Bruder der Emerentia Hake verehelichter Lützendorf). Die Ehestiftung Lützendorf-Bismarck von 1571 (mit Wichmann Hake als Zeuge) ist komplett abgedruckt in Stölzel, Urkundliches Material aus den Brandenburger Schöppenstuhlsakten, Bd.3 (Bismarck), 1901, S.20-23.“
Innerhalb der Kirche im südlichen Seitenschiff befinden sich auch die Grabplatte und das Epitaph für Jobst von Bismarck († 20. Juni 1589) und das Epitaph für dessen Mutter Hedwig geb. von Döberitz († 21. Oktober 1563).

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb der Kirche am südlichen Ende der Ostwand des südlichen Seitenschiffes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020