altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Anna Gertrut Senff

Wernich

Ehefrau des Akzise-Einnehmers

Sterbedatum:
23.09.1770
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860698 - 52.605716

Beschreibung
Zustand
:
Das Epitaph aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das Grabmal besitzt einen erhabenen Rand und schließt nach oben mit einem gewölbten Gesims ab. Darauf steht ein vasenähnliches Gebilde. Das Textfeld wird im Stil des Rokoko von Rocailles und Akanthusblättern eingefasst. Die vertiefte Inschrift steht auf geschwungenen Linien. Unter dem Textfeld befindet sich eine mit Blumen dekorierte Draperie. Das Denkmal besitzt eine farbige Gestaltung.

Inschrift:
Die
Hochedelgebohrne
und Tugendbegabte Frau
Fr. Anna Gertrut Senffen
geb: Wernichs Seel: Hl: Johann Achatz
Senffens
, vieljährigen wohlmeritirten
Königl: Accise u: ZieseEinnehmers auch
BürgerMeisters in Bismarck 40. jährige treue
und redl. Ehegenoßin Leser!
ruhet auf der Stelle , wo jetz und dein Fuß
stehet. Sie ward daselbst d. 13. Febr. 1693.
gebohren, von Christl. Eltern erzogen, u. ward eine
Wittwe, nach dem sie eine gesegnete Mutter
von 12. Kindern, neml. 3. Sühnen u. 9. Töchtern ge =
worden war. Als Sie d. 23. Sept. 1770. alhier im Herrn
entschlief war Sie eine Groß = Mutter von 55. u. Älter = Mutter
von 9. Kindern. Sahe alles in Seegen, erlebte Spuhren der
göttl. Vorsehung , sonderl. an Ihren ältesten noch allein le =
benden Sohn Hrn: Christian Ludewig, den die
Hand Gottes nach Ost = Indien führte daselbst zur
Würde eine Hollændischen Rath in Indien er =
hub, der der Mutter ein gedenck blieb, so wie
Sie bis am Ende Gott dafür danckte und
seinen u: aller Ihrigen im Gebeth für
Gott nicht vergaß. Die Zahl Ihrer
Tage waren 77. Jahr 7 Mo
und 10. Tage.

Anmerkung:
Im Fußboden des nördlichen Chorumganges befindet sich eine kleine quadratische Grabplatte, die ursprünglich den exakten Begräbnisort innerhalb der Kirche markierte.
Nach dem Kirchenbuch von Bismark wurde die Verstorbene entgegen des auf der Grabplatte angegebenen Geburtsdatums bereits am 1. Februar 1693 als Tochter der Eheleute Joachim Wernich († Bismark 21. Oktober 1723), Akzise-Einnehmer in Bismark, und Gertrut Schultze geboren. Am 14. Juli 1712 ging sie in Bismark die Ehe mit dem „neuangehenden Accise Einnehmer“ Achatz Johann Senff ein. Das Paar brachte in den Folgejahren etliche Kinder zur Taufe. Der auf dem Grabmal erwähnte Sohn Christian Ludwig Senff wurde als erster Sohn am 25. Juni 1718 in Bismark geboren.
Im Sterberegister der Marienkirche von Stendal wurde 1770 dokumentiert: „Fr. An. Gertraut Senffen geb. Wernichen, seel. Hl: Achatz Senffens, weyl. Bürgermeisters in Bismarck hinterlaßene Fr. Wittwe starb d. 23 7br. vormittags um 9 – 10 Uhr bey ihrer Tochter im schwartzen Adler Fr. Bettinen, bey der u. dero EheHl. die seel. sich an 4 Jahr aufgehalten. Sie ward d. 2 Aug. zu Tangermünde vom Schlage gerühret. d. 26 Aug. kam hieher und starb d. 23. 7br. alhier. Sie ward d. 25. ej. in Kirche beygesetzt gleich der Sacristey gegenüber cum parentatione. Alt 77 Jahr 7 Mon. 10 Tage.“
Vgl. Schilderungen zum Stadtbrand in Bismark von 1676 bei Bekman „Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“ Bd. 2, Berlin 1753, 5. Teil, 1. Buch, IX Kapitel Spalte 76 „Die Bürgerhäuser sein zwar nach und nach wieder aufgebauet worden: das Rahthaus aber ist unaufgebauet geblieben. Inzwischen hat das Stätlein doch seinen Magistrat behalten: und beobachtet jetziger zeit die Rahthäusliche angelegenheiten Hr. Achatz Joh. Senf, welchen die Herren von Alvensleben zum Bürgermeister erwehlet.“
Joachim Friedrich Wernich, der Bruder der Verstorbenen, war von 1715 bis 1770 Pastor in Zichtau. Im Sterberegister des Jahres 1723 befindet sich folgender Eintrag zum Ableben seines Vaters: „externa Not: den 21ten Octobr: dieses Jahres starb mein lieber Hl. Vater in Bißmarck. Hl. Joachim Wernich Bürgermeister Accise = Zinsez und Metz Einnehmer wie auch Kayserl. und Königl. Preußl. recipirter Notar: Cæs: Publicius. Der gebohren war zu Rabel in Mecklenbl. Anno 1652, den 26ten 9br. ging nach Copenhagen 1673 und von da nach Rostock auf der Universitat 1674: u wurde daselbst 1675 Notarius, Danach Soldat. verheyrahtete sich 1679 den 13ten Maij mit Jfr Gertrudt Schultzen in Stendal, zog nach Bißmarck. zeugete mit dieser Frauen 7 Kinder als 6 Sohne und 1. Tochter deren gesamte Versorgung nach guter Erziehung ... annoch erlebet, nur daß ein Sohn jung verstorben ist. alt. 71 Jahr minder 5 Wochen dieses schreibet Joach. Frid. Wernich. 2ter Sohn deßelben, u hiesiger Prediger“.

Lage:
Das Epitaph steht im nördlichen Bereich des Chorumganges an einem Rundpfeiler der Innenseite.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019