altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Georg Heinrich Gerlach

Bürgermeister

Sterbedatum:
05.06.1847
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Friedhof am Pfefferteich
GPS:
11.147996 - 52.850913

Beschreibung:
Zustand:
Die Grabplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Die Platte trägt eine vertiefte Inschrift.

Inschrift:
Hier ruhet in Frieden
Herr Georg Heinrich Gerlach
Kreisamtmann und Bürgermeister
der Stadt Salzwedel.
Geboren den 23sten März 1767,
gestorben den 5ten Juni 1847.

Offenb. Joh. Cap. 14 vers 13
______ . ______

Anmerkung:
Vgl. „Nekrolog der Deutschen Fünfundzwanzigster Jahrgang, 1847.“, Verlag Bernhard Friedrich Voigt Weimar 1849, S. 405ff: „139. Georg Heinrich Gerlach, Kreisamtmann zu Salzwedel; geb. den 23 März 1767, gest. den 5. Juni 1847. G., jüngster Sohn des Kaufmanns Arend Heinrich Gerlach und der Anna Katharina geb. Rüdiger zu Salzwedel, erhielt den ersten Unterricht in einer Privatschule seiner Vaterstadt, ward dann im J. 1776 seinem Schwager, dem Prediger Smigelsky zu Gardelegen, zur weiteren Erziehung übergeben und besuchte zugleich die dortige damals blühende Schule. Mit Ostern 1785 trat er als Scholar in das Gymnasium des Klosters „Unserer lieben Frauen“ in Magdeburg und blieb dort bis Ostern 1787, wo er zur Universität Halle abging, um die Rechte zu studiren. Der berühmte Geheimerath Nettelbladt war sein Hauptlehrer; doch wohnte er auch fleißig den Vorlesungen der übrigen ausgezeichneten Professoren bei und führte überhaupt mit mehreren engverbundenen Genossen ein sehr anständiges und angenehmes Leben. – Gegen Michaelis 1789 verließ er die Universität, begab sich nach Berlin, bestand das erste Examen als Auskultator und ward als solcher bei’m Stadtgerichte daselbst angestellt. Seinem Wunsche gemäß wurde ihm gestattet, auch im königl. Generalauditoriat zu arbeiten; er machte im folgenden Jahre auch das Referendariats= und Auditoriatsexamen und wurde schon am 26. April desselben Jahres als Auditeur bei dem in Salzwedel garnisonirenden Kürassierregimente von How in Eid und Pflicht genommen. Im Sommer des Jahres 1792 begann der Feldzug gegen Frankreich und das Regiment überschritt mit dem Armeekorps des Herzogs von Braunschweig dessen Grenze. Nun ward der re. G. thätiger Zeuge der Belagerungen von Longwy und Verdun und der Kanonade bei la Lune, überstand glücklich die großen Strapazen und Gefahren des traurigen Rückzuges und zog gegen Ende dieses Jahres mit dem Regimente zur Belagerung von Mainz. Nach der Uebergabe dieser Vestung ging er mit demselben über den Rhein, wohnte am 14. Sept. 1793 der siegreichen Schlacht bei Pirmasens bei und verlor in derselben seinen inniggeliebten Freund, den Lieutenant v. Borstell, ältester Sohn des Regimentschefs. Bald darauf wurde er zum Generalauditoriat nach Mainz versetzt und entging auch hier den gefahrvollen Krankheiten, welche die verpestete Lazarethluft vielen Anderen zuzog. Sein menschenfreundliches Benehmen gegen die in Mainz und Königstein gefangenen Klubbisten verdient die rühmlichste Erwähnung. – Nach dem Jahr 1795 mit Frankreich zu Basel geschlossenen Frieden kehrt das Regiment auf kurze Zeit in seine alte Garnison Salzwedel zurück; denn schon im J. 1796 mußte er nach Westphalen zur Deckung der Demarkationslinie ausrücken und dort bis zum Herbst 1801 verweilen. Nach dem Verbleiben des Regiments in seiner Garnisonstadt und der Friede gesichert schien, verheirathete er sich im Jahr 1803 mit der Jungfrau Friederike Christiane geb. Meier, Tochter des verstorbenen Kaufmanns Meier in Tangermünde, ward im Jahr 1804 zum Regimentsquartiermeister ernannt und marschirte unter dem neuen Regimentschef, Genearl v. Reitzenstein, im J. 1805 an das linke Ufer der Lahn, kehrte nach 5 Monaten mit dem auf dem Feldetat verbleibenden Regimente nach Salzwedel zurück, rückte im Juli 1806 mit demselben nach Sachsen und war in der unglücklichen Schlacht bei Jena am 14. Okt. gegenwärtig. Zu seiner Ehre und Freude gelang es ihm, die Regimentskasse und Bagage auf der gefahrvollen Flucht nach Magdeburg zu retten und hier seinem verwundeten General Beistand zu leisten; ein Verdienst, das auch die gebührende volle Anerkennung der richtenden Behörde fand. – Nachdem Magdeburg durch eine schmähliche Kapitulation übergeben und das von reitzenstein’sche Kürassierregiment aufgelöst war, kehrte er zu seiner geliebten Gattin nach Salzwedel zurück und verblieb dort ohne alle Anstellung und Gehalt, bis er im März 1808 von der westphälischen Regierung zum Maire in Klausthal ernannt wurde. Da ihm aber das rauhe Klima des Oberharzes nicht zusagte, nahm er die Stelle des Maire in seiner Vaterstadt noch in demselben Jahre an, veraltete diese unter den schwierigsten Umständen mit unermüdeter Thätigkeit und Treue und setzte die städtische Verwaltung, nach der Rückkehr unter dem angestammten Landesherrn als Bürgermeister noch bis zum Jahr 1832 fort, wo er bei der Einführung der neuen Städteordnung einem jungen Manne, zum großen Schmerze der meisten Stadtbewohner, weichen mußte. – Geachtet von seinen Vorgesetzten, ward er im J. 1818 zum Vorsteher der sämmtlichen altmärkischen Städte zur Regulirung der Kriegsschulden der Kurmark und durch eine königl. Kabinatsordre vom 20. Dec. 1821 zum Mitglied der unter dem Vorsitze des Kronprinzen ernannten Kommission zur Regulirung der Provinzialstände ernannt und wohnte als Solches den sämmtlichen Provinziallandtagen von 1824 bis 1831 bei. Nachdem er in den Ruhestand versetzt war, genoß er trotz seines höheren Alters die schönen Freuden des häuslichen und geselligen Lebens. Gepflegt von einer zärtlichen Gattin, geliebt von seinen drei gut versorgten und verheiratheten Kindern – ein lieber Sohn war ihm schon im J. 1817 und eine heißgeliebte Tochter im J. 1834 gestorben -, umgeben von zahlreichen Verwandten und Freunden, geachtet von seinen Mitbürgern, gesund und kräftig, hatte er die größte Aussicht ein sehr hohes reich gesegnetes Alter zu erreichen. Aber ganz unerwartet und ohne Vorahnung ereilte ihn ein sanfter Tod.“
Nach dem Kirchenbuch der Marienkirche fand die Eheschließung Gerlachs im Jahre 1803 nicht in Salzwedel (vermutlich Tangermünde) statt. Hier wurde nur die Proklamation registriert. Als „pensionierter Bürgermeister und Kreisamtmann“ starb Gerlach an einem Nervenschlag und hinterließ neben seiner Ehefrau drei Kinder.

Lage:
Die Grabplatte ist von Nordosten aus gesehen die 15. von 44 Platten der Mittleren von drei Grabstein-Reihen, die auf dem von 1834 bis offiziell 1870 betriebenen Friedhof am Pfefferteich erhalten blieb. Sämtliche Grabplatten befinden sich nicht mehr an ihren ursprünglichen Liegestätten. Dieser Friedhof wurde auf den ehemaligen Wallanlagen der mittelalterlichen Stadtbefestigung angelegt, nachdem der von der Altstadtgemeinde (St. Marien) genutzte Friedhof am Karlsturm zu eng wurde (vgl. Informationstafel an einem der Grabmale).

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019