altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Samuel Strikker

Stadtrichter

Sterbedatum:
25.01.1772
Konfession:
evangelisch
Ort:
Gardelegen
Standort:
Nicolaikirche
GPS:
11.390230 - 52.528796

Beschreibung
Zustand
:
Die Grabplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Die Platte besitzt einen erhabenen Rand. Das Textfeld mit erhabener Schrift steht in einer aus Akanthusblättern und Muschelwerk gebildeten Kartusche. Symbole des Todes (Totenkopf und Sanduhr) sind in diesem Zierrahmen eingebettet. Über der Kartusche schwebt ein Engel vor dem Strahlenkranz der untergehenden Sonne. In seinen Händen hält er ein Tuch und eine fünfzackige Krone.

Inschrift:
Hier ruhen
die entseelten Gebeine
des weil. HochEdelgl., Hochgel. u. Hochw. Hl
Herrn SAMUEL STRIKKER
Hochbestallten Directori und Stadt Richters
bey dem Hochs: Magistrats Collegio zu Gardelegen.
Selbiger war in Berlin geboren d. 7 Sept. 1693
ward Auditeur bey dem Hochlöbl: von Jeetzischen
Regiment d. 29 Jan. 1731
darauf Pro Consul hieselbst d. 5 Julii 1747.
Hiernächst Director u. Stadt = Richter d. 31 Oct. 1765.
Er verehelichte sich d. 17 Maii 1748 mit Jgfr. An̅a
Maria Langen,
Herrn Arnold Langens
Königl. Pr. Accise Einnehmers alhier eheleibl. Tocht
Sie erblaßte aber d. 11 Jan. 175(0/6?) doch lebte
die Jgfr. Tochter, welche sie kurz zuvor geboren, zu seinem Troste
In seinen 40 jährigen Aemtern verdiente
er den Ruhm eines rechtschaffenen Mannes
und Christens noch bey der Nachwelt zu behalten.
Endlich entschlief er im Herrn d. 25 Jan 1772.
Seines Alters 78 Jahre 4 Monat, 18 Tage.
Der Leichen Text war Ecclesiast. 7, 2.
Der Tag des Todes ist besser, den der Tag der Geburt.

Anmerkung:
Im Siebenjährigen Krieg wurden in Salzwedel und Gardelegen von den Franzosen zwecks „Erpressung hoher Kontributionen Bürgermeister und andere Magistratsmitglieder als Geiseln entführt. In Gardelegen waren es die beiden Bürgermeister Samuel Strikker und Johann Friedrich Lütcke, der Kämmerer Christoph Andreas Bitter und Senator Joachim Westphal, die am 2. November 1757 auf einem Bauernwagen über Bismark, Salzwedel, Lüchow nach Uelzen gebracht wurden. Sie sollten die von Gardelegen zwangsweise unter Androhung von Plünderung und Brandschatzung ausgestellte Obligation über 50.000 rt einlösen. Dazu war die Stadt mit ihren 400 Häusern aber nicht in der Lage, zumal sie die Kriegskalamitäten schon 4.000 rt gekostet hatten; sie könnten, so die Geiseln, kaum noch 1.000 rt aufbringen. Auf ihr inständiges Ersuchen um Moderation der Summe, erneute Branddrohungen und schließlich Zusage, bei einer ersten Beschaffung der 1.000 rt zwei Geiseln freizulassen, damit sie weiteres Geld beschaffen, kamen Strikker und der Kämmerer frei.“ (Vgl. Enders „Die Altmark“, S. 100)

Genealogische Recherchen zu der verstorbenen Person sind aufgrund der erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzenden Kirchenbuchüberlieferung in Gardelegen nicht möglich.

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb des Chores der Kirche an dessen Südwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019