altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Anna Ganßauge

Zahn

Ehefrau des Schlachters

Sterbedatum:
15.06.1678
Konfession:
evangelisch
Ort:
Tangermünde
Standort:
Stephanskirche
GPS:
11.974977 - 52.542485

Beschreibung
Zustand:
Der Grabstein aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Inschrift:
Frau Anna Zahns
ist A 1617 zu Magdeburg
gebohren Herr Abraham Ganßauge
hat sie im Jahr 1644. zur Ehe genommen, auch 2. Söhne
vnd 4. Töchter mit Ihr gezeuget. Sie hat durch Gottes Gna
de 15. Kindes Kinder gesehen, und ist A 1678. den 15. Junij
sanft = selig entschlaffen, nachdem Sie 61. Jahr auf der Welt gelebet.
Leich = Spruch Auß dem 71. Psalm.
von Herrn Paulo Gerhardo in Reime gesetzt, v. 9. und 10.
Herr, Ich preise deine Tugend,
Wahrheit und Gerechtigkeit,
Die mich noch in meiner Jugend,
hoch ergetzet und erfreüt ….
Grab = Schrift.
Hier liegt Frau Anna Zahns dem Leibe nach begraben.
Ihr Geist besitzet dort das güldne Himmels Zelt.
Wenn zum Gerichte kömmt der Heiland aller welt
Alßdenn sol auch Ihr Leib die Engel Freüde haben
M. C. Hunold

Anmerkung:
Der Grabstein findet Erwähnung in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Kreis Stendal Land“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1933, S. 231: „58. Grabstein der Anna Ganßauge geb. Zahn, † 1678. h 1,20 m, br 0,87 m. Im südl. Seitenschiff. Schriftplatte, darüber 2 trauernde Putten, auf Totenschädel gestützt; darunter 2 Schädel, Schaufeln, Hacken, ein Sarg, eine brennende Kerze, ein Haus, ein Kelch, aus dem eine Flamme schlägt. In vertiefter Fraktur: (…) Anschließend Grabschrift von Paul Gerhard in Reime gesetzt.“
Vgl. v. Gansauge - ausführlich - Lebuser Heimat-Lexikon www.thate.info/lexikon/gloss01/gana.html
„Die Familie Von Gansauge:
Das Geschlecht der Familie (Von) Gansauge lässt sich bis in die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen, Andeutungen für eine semitische Abstammung der Gansauges lassen sich jedoch nicht weiter bestätigen.
Die bisher faßbaren 3 Linien der Familiengeschichte der Gansauges reichen zeitlich bis um 1540 Georg (I.) Ganssauge, Bürger und Schmied in Dohna) nach in Sachsen zurück. Die ersten Vertreter der Gansauges hatten einträgliche Berufe, wie Schmiede, Schlächter, Viehhändler, später Holzhändler und gehörten zu den gut situierten Bürgern ihrer Heimatstadt:
1) ältere, in Dohna verbliebene Linie (Georg Gansauge = Stammvater u. Vater der Brüder Gregor und Thomas Gansaue. Gregor führte diese ältere Linie in Dohna weiter.
2) = eine mit der Übersiedlung von Thomas Gansauge um 1604 nach Burkhardswalde (Nachbarort von Dohna) gegründete, und mit Thomas und Martin Gansauge um 1604 weitergeführte "jüngere" Linie
3) Der Bruder von Martin Gansauges war Abraham Ganßauge, der als Fleischhauer nach Tangermünde „ausgewanderte" u. dort die von der "jüngeren Linie" abgezweigte und, die in unseren Zusammenhang relevante, Tangermünder Linie, gründete. Das Haus Kirchgasse 47 des jüngeren Abraham Gansauge in Tangermünde, in dessen Vorgängerbau 1629 Wallenstein Quartier genommen hatte, trug die Jahreszahl 1679. à Abraham Gansauge war der Stammvater der 2 Zweige der Familie, die 1786 und 1861 (August von Gansauge) geadelt wurden. …“
Vgl. Enders „Die Altmark“, S. 874: „1643 wurde Abraham Gansauge zum Freischlächter in Tangermünde angenommen und die Konzession 1688 und 1706 konfirmiert. Abrahams Sohn Georg ließ sich 1713 zum Schutz gegen Auflagen der anderen Schlächter und des Rats das Privileg dahingehend bestätigen, daß er täglich freischlachten und sich mit gutem reinen Vieh versorgen dürfe, bei herrschaftlichem Ablager unsträfliches Fleisch herbeischaffe und, wenn nötig, die Ablager mit verrichte. Außerdem war dem Rat untersagt, ihm das Fleisch zu taxieren, und den Fleischhauern, Fleisch, vor allem Rindfleisch, außerhalb des öffentlichen Scharrens samstags oder Heiligabend ihm zum Schaden zu verkaufen.
1678 wurde im Kirchenbuch der Stephanskirche dokumentiert: „den 23 junius hat Abraham Ganßauge seine fr: laßen mit einer leichpredigt vnd groß geleute laßen begraben“. (In einem späteren Nachtrag wird auf den Leichenstein in der Kirche verwiesen.) Beide hatten am 3. Trinitatis 1644 die Ehe in Tangermünde geschlossen.

Lage:
Die Grabplatte wurde in die Südwand des südlichen Seitenschiffes eingelassen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer Magdeburg 2018